Ambulante & stationäre Rehabilitation

Reduktion bzw. Verhinderung postoperativer Komplikationen

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Pflegerische Prävention und Rehabilitation

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Ambulante & stationäre Rehabilitation

Reduktion bzw. Verhinderung postoperativer Komplikationen

Überblick
Eine Verallgemeinerung der Studienergebnisse zur Reduktion bzw. Verhinderung postoperativer Komplikationen auf die Grundgesamtheit pflegebedürftiger Menschen ist aktuell nicht möglich. Dennoch deutet die Intervention in Form kognitiver Stimulationsmaßnahmen auf signifikant positive Effekte vor und nach einer Krankenhausentlassung hin. Aufgrund der geringen Studienlage und der Studienqualität wird empfohlen, die bisherigen Ergebnisse durch weiterführende Untersuchungen zu prüfen.
Betrachtete Studien
1
Effekt einer täglichen durch Pflegekräfte geleiteten individuellen kognitiv stimulierenden Intervention
Signifikanz
vorhanden
Verzerrungsrisiko
hoch
Signifikanz: vorhanden
Verzerrungsrisiko: hoch

Zitation

Cheng, C. M., Chiu, M. J., Wang, J. H., Liu, H. C., Shyu, Y. I., Huang, G. H., & Chen, C. C. (2012): Cognitive stimulation during hospitalization improves global cognition of older Taiwanese undergoing elective total knee and hip replacement surgery

Studiendesign/-art

RCT

Rolle und Aufgabe der Pflegenden

  • Orientierende Kommunikation
  • kognitiv stimulierende Aktivitäten (Diskutieren, Wortspiele, Kategorisierungsübungen).
  • Aktivierung der Patient/-innen zur Erinnerung und Diskussion von Themen, die von persönlichem Interesse sind
  • Abfragen der Orientierung des/der Patient/-in zu Zeit, Ort und Person

Intervention

Pflegende führen eine tägliche, individuelle 20-30 minütige kognitive Stimulationsintervention durch.

Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer

Drei Erhebungszeitpunkte (Aufnahme, Entlassung und 1 Monat nach Entlassung)

April – August 2008: Patient/-innenrekrutierung

Population

Patient/-innen über 65 Jahre eines taiwanesischen Versorgungszentrum der tertiären Stufe mit einer kompletten Knieendoprothese und/oder Hüftprothese, alle Patient/-innen mussten die Fähigkeit zu kommunizieren besitzen

 

Setting

Ein Medical-Center der tertiären Versorgungsstufe  in Taiwan

Anzahl der Studienteilnehmer

50 (Interventionsgruppe: 25 Personen; Kontrollgruppe: 25 Personen)

Ergebnisdarstellung

Signifikante Reduktion kognitiver Beeinträchtigungen (44%) zum Zeitpunkt der Entlassung und signifikante Verbesserung kognitiver Funktionen einen Monat nach Entlassung in der Interventionsgruppe.

 

Outcomes

Signifikante Reduktion kognitiver Beeinträchtigungen zum Zeitpunkt der Entlassung (44% zu 12% ; KI.:90%; p = 0,012) und signifikante Verbesserung kognitiver Funktionen nach Entlassung (KI.:90%; p = 0,002) und einmonatigem Follow-up in der Interventionsgruppe(KI.:90%; p= 0,032).

Anmerkungen

--

BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"

Methode der Randomisierung

Low

Computergenerierte Randomisierungstabelle

Verborgene Zuweisung

Unclear

Unzureichende Informationen

Fehlende Verblindung

Low

Lediglich die Pflegekraft, die die Assessments durchgeführt hat wurde verblindet.

Unvollständiges Erfassen von Patienten und Endpunkt-Ergebnissen

High

Keine Imputation fehlender Daten.

Bias durch selektives Berichten von Endpunkten

Unclear

Unzureichende Informationen

Weitere Limitationen

High

  • Kleines Sample
  • 90% Frauen
  • Rekrutierung lediglich in einem Setting
  • kleine Stichprobe bei fehlender Powerkalkulation
  • kurzer Interventionszeitraum
  • fragliche Eignung des Messinstrumentes (MMSE)
  • fraglicher Umgang mit Missings
  • keine Kontrolle von Confoundern

Zusammenfassung

Laut Cheng et al. (2012) hat eine durch Pflegekräfte geleitete kognitive Stimulationsintervention nach einer Knie- oder Hüftoperation einen positiven Effekt auf den Erhalt von kognitiven Fähigkeiten bei älteren Patient/-innen in Taiwan. Bei der Population handelte es sich um ältere Personen, die unmittelbar einen operativen Eingriff durchführen ließen und sich derzeit noch in einem Krankenhausaufenthalt befinden. Zu Studienbeginn konnten 50 weibliche und männliche Personen in die Erhebung eingeschlossen werden, davon befanden sich jeweils 25 Personen in der Interventions- und der Kontrollgruppe. Das Alter der Proband/-innen befand sich oberhalb des 65. Lebensjahres. Pflegende führten im Anschluss an die Operation bis zum Zeitpunkt der Entlassung in der Interventionsgruppe täglich eine individuelle 20-30 minütige kognitive Stimulationsintervention durch. Diese enthielt neben der Abfrage von Zeit, Ort und personenbezogenen Daten (orientierende Kommunikation), kognitiv stimulierende Aktivitäten, wozu Wortspiele, Diskussionen von Themen, die von persönlichem Interesse waren und Kategorisierungsübungen gehörten.

Die kognitive Stimulationsintervention führte in der Interventionsgruppe zu signifikanten Verbesserungen der Kognition und der mentalen Gesundheit, auch noch bis zu einem Monat nach der Krankenhausentlassung. Die durchweg positiven Effekte der Intervention sind allerdings durch methodische Schwächen der Studie einzuschränken und in umfassenderen Forschungsvorhaben zu validieren. Aufgrund der geringen Qualität der Studie, welche u.a. durch das kleine Sample und die sehr heterogene Gruppe (90% Frauen) begründet ist, sind die Ergebnisse nur bedingt auf andere Populationen übertragbar.

ID: 152

2
Effekt einer geriatrischen Gemeinschaftsintervention im Vergleich zur Standardpflege auf die Inzidenz von postoperativem Delirium bei älteren Krebspatient/-innen
Signifikanz
niedrig
Verzerrungsrisiko
hoch
Signifikanz: niedrig
Verzerrungsrisiko: hoch

Zitation

Hempenius, L., Slaets, J. P., van Asselt, D., de Bock, G. H., Wiggers, T., & van Leeuwen, B. L. (2013): Outcomes of a Geriatric Liaison Intervention to Prevent the Development of Postoperative Delirium in Frail Elderly Cancer Patients: Report on a Multicentre, Randomized, Controlled Trial

Studiendesign/-art

RCT

Rolle und Aufgabe der Pflegenden

  • Tägliches Assessment der Interventionsgruppe durch „geriatric nurse“
  • Datenübertragung (vom Papier in das Oracle Clinical© Remote Data Capture Program) durch „research nurse“
  • Unterstützung der Patient/-innen beim Ausfüllen der Fragen durch „research nurse“ während eines Interviews
  • Anleitung von Pflegekräften aller teilnehmenden Stationen bzgl. des Deliriumscreeninginstruments durch „research nurse"
  • Postoperatives Delirium-Screening 3x täglich durch „ward nurses“

Intervention

Multikomponente Intervention

  • durchgeführt von einem geriatrischem Team (Geriater/-in (Supervisor), „Geriatric Nurse‘, „Research Nurse“, „Ward Nurses“)
  • beinhaltete präoperatives umfassendes geriatrisches Assessment und daran anschließende individuelle Behandlungsplanung

Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer

Rekrutierung von Patient/-innen im Zeitraum von Juni 2007 bis Juni 2010

Population

Patient/-innen über 65 Jahre nach einer Tumor-OP

 

Setting

Zwei Medical-Center in den Niederlanden

Anzahl der Studienteilnehmer

297 Patient/-innen

Interventionsgruppe: 148 Patient/-innen

Kontrollgruppe: 149 Patient/-innen

Durchschnittsalter: 77,45/77,63 Jahre

Ergebnisdarstellung

Die Intervention zeigte sich als nicht effektiv bzgl. der Prävention eines postoperativen Deliriums. Es gibt keinen signifikanten Unterschied bzgl. der Schwere eines Delirium. Das Risiko eines Deliriums in der Kontrollgruppe der Patient/-innen die einer intermediären OP unterlagen, war höher.
 
Outcomes
Primäres Outcome
Kein signifikanter Unterschied zwischen Kontroll- und Interventionsgruppe bzgl. der Inzidenz eines Delirium 10 Tage nach einer OP.
 
Sekundäre Outcomes
Kein signifikanter Unterschied bzgl. der Schwere des Delirium.
 
Kein signifikanter Unterschied bzgl. Krankenhausverweildauer.
 
Kein signifikanter Unterschied bzgl. postoperativer Komplikationen.
 
Kein signifikanter Unterschied bzgl. der Mortalität.
 
Kein signifikanter Unterschied bzgl. der Pflegebedürftigkeit nach der Operation.
 
Kein signifikanter Unterschied bzgl. der Lebensqualität.
 
Bzgl. der Wiedererlangung der präoperativen Lebenssituation konnte die Kontrollgruppe signifikant häufiger zu seinem Ausgangszustand zurückkehren als die Interventionsgruppe (OR: 1.84, 95% CI:1.01-3.37).

Anmerkungen

Studienprotokoll verfügbar.

BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"

Methode der Randomisierung

Unclear

Unzureichende Informationen

Verborgene Zuweisung

High

Randomisierung nach Ort des Tumors und anschließend durch ein automatisches Sprachdialogsystem.

Fehlende Verblindung

High
Lediglich die Patient/-innen waren verblindet. Allerdings Studienpersonal & geriatrische Pflegekräfte nicht.

Unvollständiges Erfassen von Patienten und Endpunkt-Ergebnissen

Unclear

Unzureichende Informationen

Bias durch selektives Berichten von Endpunkten

Low

Studienprotokoll ist verfügbar

Weitere Limitationen

High

Bestmögliche Standardisierung aber aufgrund der vorhandenen Heterogenität der 3 Gesundheitszentren, kann es zu Unterschieden kommen.

Zusammenfassung

Hempenius et al. (2013) untersuchten den Effekt einer von in einem geriatrischen Team (Geriater/-in (Supervisor), Geriatric Nurse, Research Nurse, Ward Nurses) durchgeführten Intervention mit verschiedenen Komponenten im Vergleich zur Standardpflege. Von primärem Interesse war die Inzidenz von postoperativen Delirien bei älteren Krebspatient/-innen sowie sekundär der Einfluss einer solchen Intervention auf die Lebensqualität der Zielgruppe. Mittels umfassender präoperativer Geriatrischer Assessments, daran anschließender individueller Behandlungsplanung sowie mit Hilfe eines drei Mal täglich stattfindenden Deleriumscreenings sollten Risikofaktoren rechtzeitig erfasst und Gegenmaßnahmen eingeleitet werden. Die Pflegenden unterstützen das Vorhaben durch ihre Handlungen deutlich. So führten sie die Assessments durch, übernahmen die Datenübertragungen, unterstützten die Patient/-innen beim Ausfüllen der Fragen, leiteten andere Pflegekräfte an und führten das Deliriumscreening durch. Die vorliegende Studie konnte keinen signifikanten Unterschied bzgl. des Auftretens eines Deliriums zwischen der Interventions- und Kontrollgruppe aufzeigen. Auch das Sekundäroutcome „Lebensqualität“ wies keinen signifikanten Unterschied zwischen der Interventions- und der Kontrollgruppe auf. Die vorliegende Studie konnte zudem keinen signifikanten Unterschied bzgl. des Auftretens eines Deliriums zwischen der Interventions- und Kontrollgruppe aufzeigen und erlaubt somit keine Aussage zur Auswirkung auf postoperative Komplikationen. Zudem konnte kein signifikanter Unterschied bzgl. der Häufigkeit der Mortalität zwischen der Interventions- und der Kontrollgruppe dargestellt werden.

ID: 153