Pflegerische Prävention und Rehabilitation
Ein Angebot des ZQP
Förderung und Erhalt körperlicher Aktivität
Zitation
Liu, M., Xue, Q. L., Gitlin, L. N., Wolff, J. L., Guralnik, J., Leff, B., & Szanton, S. L. (2021). Disability Prevention Program Improves Life-Space and Falls Efficacy: A Randomized Controlled Trial. Journal of the American Geriatrics Society, 69(1), 85–90. https://doi.org/10.1111/jgs.16808
Studiendesign/-art
Randomisiert kontrollierte Studie (RCT)
Rolle und Aufgabe der Pflegenden
Die Pflegefachpersonen (engl. registered nurse) führen Hausbesuche durch, in denen eine Ersteeinschätzung erfolgt, Pflegeziele festegelegt werden, der Medikationsplan geprüft wird und Maßnahmen zur Verbesserung der Kommunikation mit den Hausärtzen durchgeführt werden.
Intervention
Name der Intervention
Programm (Community Aging in Place–Advancing Better Living for Elders [CAPABLE]) zur Verhinderung von physischen Beeinträchtigungen
Ziel der Intervention
Verbesserung der Lebensqualität und Reduktion der Sturzrate
Komponenten und Aktivitäten
Hausbesuche Pflege:
- Durchführung eines funktionsorientierten Pflegeassessments (z. B. zu Schmerz, Stimmung, Kraft, Gleichgewicht)
- gemeinsame Formulierung von Pflegezielen (3 Ziele), Entwicklung von Strategien und eines Handlungsplans
- Vorführung der Übungen des CAPABLE-Programms
- Überprüfung des Medikationsplans
- Feststellung des Bedarfs an Unterstützung durch/Kommunikation mit dem Hausarzt (engl. primary care provider)
- Beurteilung der Reaktion des Hausarztes auf die Mitteilung der Bedürfnisse der Teilnehmenden
- Evaluation und Fehlerbehebung des Übungsprogramms
- Überprüfung des Fortschritts und der Anwendung von Strategien für alle Zielbereiche
- Evaluation der Zielerreichung
- Durchführung einer funktionsorientierten Bewertung (z. B. funktionale Mobilität, Aktivitäten des täglichen Lebens [ADLs] und instrumentelle ADLs)
- Aufklärung über Sturzrisiko und Sturzprophylaxe
- Durchführung einer Bewertung der häuslichen Sicherheit und Identifizierung notwendiger Reparaturen oder Modifikationen, die ein Handwerker durchführen soll
- Bestimmung der funktionellen Ziele der Teilnehmer (z. B. sicheres Baden, die Treppe hinaufgehen oder Essen zubereiten) (3 Ziele)
- Bereitstellung von Hilfsmitteln und/oder normalen Haushaltsgegenständen und Schulung und schulen den Teilnehmer im Umgang mit ihnen
- Brainstorming und Entwicklung eines Aktionsplans mit dem Teilnehmer für Ziele des Teilnehmers, und überprüfen des Aktionsplans gemeinsam
- Unterstützung der Teilnehmenden bei der Verallgemeinerung von Lösungen für zukünftige Probleme und
- Problemlösungstechniken
- Überprüfung der Zielerreichung
- Beurteilung, welche Materialien für Umbauten und Reparaturen bestellt werden müssen
- bauliche Anpassungen, wie z. B. der Einbau von Haltegriffen in der Badewanne, um die sichere Nutzung der Wanne zu erleichtern, und Verbreiterung der Badezimmertür für den Zugang mit einem Rollstuhl
- Reparaturen in der Wohnung, wie z. B. von Löchern im Fußboden und das Anheften von losen Teppichböden, um Stürze zu vermeiden
Modus und Ablauf der Durchführung
- vor Ort in der eigenen Häuslichkeit
- Interventionsdurchführung in Kooperation mit Ergotherapie und Handwerkern
- Einzelintervention
- Multikomponentenintervention
Dosis
- sechs 1-stündige Hausbesuche durch die Ergotherapie
- bis zu vier 1-stündige Hausbesuche durch die Pflegefachkraft
- bis zu einem Arbeitstag durch Handwerker
Hauptzielgröße (Primärer Endpunkt)
- Life-Space (aktiv genutzer Bewegungsraum im eigenen zuhause), gemessen mit Homebound Mobility Assessment (HBMA)
- Sturzgefahr, gemessen mit Tinetti Falls Efficacy Scale
Nebenzielgröße (Sekundärer Endpunkt)
- sturzbezogenes Sebstvertrauen (engl. falls efficacy)
Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer
5 Monate
Population
Ältere Menschen ohne kognitive Eingeschränkungen mit:
- selbstberichteten Schwierigkeiten bei Aktivitäten des täglichen Lebens oder mindestens zwei Beeinträchtigungen der instrumentellen Aktivitäten des täglichen Lebens
- die dazu in der Lage sind mit oder ohne Hilfe zu stehen
- einem niedrigen Einkommen
- die in eigener Wohnung oder betreutem Wohnen leben
Ausgeschlossen wurden Menschen:
- mit mehr als drei Krankenhausaufenthalten in den vorangegangenen 12 Monaten
- die häusliche Physiotherapie, Pflege oder Ergotherapie erhielten
- eine Lebenserwartung unter einem Jahr hatten
- eine aktive Krebstherapie erhielten
- bei denen ein Umzug binnen 12 Monaten geplant war
Anzahl der Studienteilnehmer
zu Studienbeginn
- zur Untersuchung der Zielgröße Lebensraum: 194 (Interventionsgruppe: 93, Kontrollgruppe: 101)
- zur Untersuchung der Zielgröße Sturz: 233 (Interventionsgruppe: 114, Kontrollgruppe: 119)
zum Ende der Studie
- nicht beschrieben
Ergebnisdarstellung
Vergleich der Interventionsgruppe zur Kontrollgruppe:
- signifikante Verbesserung des aktiv genutzen Bewegungsraums im eigenen Zuhause (Life-Space)
- siginifikante Reduktion der Sturzgefahr
BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"
Bias durch selektives Berichten von Endpunkten
RoB II: Verzerrungsrisiko mit Bedenken behaftet
Randomisierungsprozess: niedriges Risiko
Abweichungen von den vorgesehenen Interventionen: niedriges Risiko
Fehlende Outcome-Daten: niedriges Risiko
Messung des Endpunkts: niedriges Risiko
Selektives Berichten von Ergebnissen: einige Bedenken
Zusammenfassung
Die randomiserte kontrollierte Studie untersucht die Wirksamkeit einer Multikomponentenintervention (Community Aging in Place–Advancing Better Living for Elders, CAPABLE) bei älteren zuhause lebenden Menschen auf die Hauptzielgrößen Lebensraum (Lifespace) und Sturzgefahr und das sturzbezogene Selbstvertauen als Nebenzielgröße. Eine Besonderheit der Intervention stellt die gemeinsame Erbringung durch Pflegefachpersonen, Ergotherapie und Handwerk dar, bei der durch Beratung, Hilfsmittelzugang und mit den Teilnehmenden gemeinsam formulierten Aktivitätszielen und -plänen auch kleinere bauliche Anpassungen (wie etwa das Anbringen von Haltegriffen in der Badewanne oder die Reparatur von Schäden im Fußboden und das Anheften loser Teppiche) sowohl den aktiv genutzten häuslichen Lebensraum (Life-Space) vergrößern als auch das Sturzrisiko senken sollen. Die Ergebnisse zeigen positive Effekte auf die Hauptzielgrößen. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass die das häusliche multikomponenten- und personzentrierte Präventionsprogramm in andere Settings übertragen werden sollte, um unabhängiges Altern zu fördern. Die methodische Qualität der Studie weist auf ein mit einigen Bedenken behaftetes Verzerrungsrisiko der Ergebnisse hin, welches das Vertrauen in die Ergebnisse abschwächt. Die Intervention ist nicht detailiert beschrieben, so dass eine Umsetzung der Intervention nicht einfach erfolgen kann.
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