Pflegerische Prävention und Rehabilitation
Ein Angebot des ZQP
Verbesserung bzw. Erhalt funktionaler Fähigkeiten
Zitation
Imhof, L., Naef, R., Wallhagen, M. I., Schwarz, J., & Mahrer-Imhof, R. (2012): Effects of an advanced practice nurse in-home health consultation program for community-dwelling persons aged 80 and older
Studiendesign/-art
RCT (Randomized Clinical Trial)
Rolle und Aufgabe der Pflegenden
- Assessment
- Vier Hausbesuche (durchschnittliche Länge: 46 Min.) nach 4, 12, 24 und 36 Wochen
- Drei Telefonanrufe (durchschnittliche Länge: 17 Min.) nach 8, 18 und 30 Wochen
- Schnittstelle zum Hausarzt/Hausärztin, Pflegedienst, Institutionen im Gesundheitswesen (falls vorhanden)
- Empowerment
- Gesundheitsförderung
- Förderung der Familienzentrierten „Pflege“/“Situation“
- Medikamentenedukation
- Unterstützung der Patient/-innen bzgl. des zielorientierten Planens
- Evaluation
Intervention
Ambulantes Gesundheitsprogramm Health Consultation Program durch Hausbesuche und Telefonanrufen von Pflegenden
Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer
2008-2011
9-monatige ambulante Intervention
Population
Im eigenen Haushalt lebende über 80-Jährige ohne kognitiven Einschränkungen
Setting
Ambulantes Setting in einer urbanen Region im deutschsprachigen Teil der Schweiz
Anzahl der Studienteilnehmer
Baseline: 461 Personen
Interventionsgruppe: 231 Personen
Kontrollgruppe: 230 Personen
Ergebnisdarstellung
Das Ziel der Studie, die Lebensqualität zu verbessern, konnte nicht signifikant erreicht werden, die Verringerung von Stürzen, akuten Gesundheitsproblematiken und vermehrter Hospitalisierung hingegen schon. Als Stärken der Studie sind deutlich der Bezug auf das Empowerment, partnerschaftliche Beziehungen und familiäre Hintergründe zu nennen.
Outcomes
Das Ziel der Studie, die Lebensqualität zu verbessern, konnte nicht signifikant erreicht werden, die Verringerung von Stürzen (p= 0,001) (9 Monaten nach Intervention), akuten Gesundheitsproblematiken hingegen schon, geringere Anzahl in IG (p= 0,002) (9 Monaten nach Intervention). Angaben zu Hospitalisierungen variieren.
Anmerkungen
Offene Studienzuteilung und aufgehobene Verblindung der Research Assistants kann zu weiteren Bias geführt haben.
BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"
Methode der Randomisierung
Low
Randomisierung durch computergenerierte Zahlen
Verborgene Zuweisung
High
Einsehbare Randomisierungsdokumente, Advanced Practice Nurse teilt Proband/-innen ihre Gruppenzugehörigkeit mit
Fehlende Verblindung
High
Die Research Assistants waren ursprünglich für die Gruppenzuteilung verblindet. Wurden aber durch Berichte der Proband/-innen aufgeklärt
Unvollständiges Erfassen von Patienten und Endpunkt-Ergebnissen
Unclear
Unzureichende Information
Bias durch selektives Berichten von Endpunkten
Unclear
Unzureichende Information
Weitere Limitationen
Unclear
Offene Gruppenzuteilung und aufgehobene Verblindung der Research Assistants kann zu weiteren Bias geführt haben.
Zusammenfassung
Imhof et al. (2012) untersuchten den Effekt einer ambulanten Konsultation, des sogenannten „In-Home Health Consultation Programs“, auf die Lebensqualität, Sturzinzidenz sowie bzgl. des Vorhandenseins akuter Gesundheitsproblematiken und der Beanspruchung des Gesundheitssystems von im eigenen Haushalt lebenden über 80-Jährigen in einer urbanen Region im deutschsprachigen Teil der Schweiz. Um diesem Zielansatz zu folgen, wurden vor allem Interventionen zur gezielten Kommunikation, individuellen und partizipatorischen Therapie-Zielplanung und Patient/-innenedukation von Pflegekräften, die 231 Personen in ihrer Häuslichkeit aufsuchten, durchgeführt. Die Pflegenden suchten die über 80-Jährigen zu vier Zeitpunkten auf und führten darüber hinaus drei Telefonate mit ihnen durch. Das Konsultationsprogramm sah ein Geriatrisches Assessment durch die Pflegenden vor, welches sowohl die Gesundheit der Patient/-innen als auch ihre individuelle partnerschaftliche und familiäre Situation beleuchtete und stärkte. Wichtiger Bestandteil darüber hinaus war es, das Empowerment der Älteren zu fördern. Die Interventionen waren dabei jeweils auf die Bedürfnisse der Patient/-innen zugeschnitten. Ein von den Patient/-innen selbst erstellter Bewegungsplan wurde von den Pflegenden evaluiert und bezugnehmend auf spezifische gesundheitliche Faktoren erweitert.
Neun Monate nach Interventionsende konnte eine signifikante Verringerung von Stürzen und deren Konsequenzen, jedoch keine Verbesserung der Lebensqualität, von den Autoren nachgewiesen werden. Den Autoren zu Folge konnte eine Signifikanzverringerung von Krankenhauseinweisungen und -aufenthalten drei Monate nach Studienende signifikant erzielt werden. Die Ergebnisse der Studie können, aufgrund der offenen Studienzuteilung und der aufgehobenen Verblindung des Hilfswissenschaftlers zu Ergebnisverzerrungen geführt haben, weshalb der Effekt dieser Intervention nicht verallgemeinert werden kann und in einem weiteren Versuch zu prüfen ist.
ID: 129
Zitation
Kerse, N., Peri, K., Robinson, E., Wilkinson, T., Randow, M., Kiata, L., Parsons, J., Latham, N., Parsons, M., Willingale, J., Brown, P., & Arroll, B. (2008): Does a functional activity programme improve function, quality of life, and falls for residents in long term care? Cluster randomised controlled trial
Studiendesign/-art
RCT
Rolle und Aufgabe der Pflegenden
Speziell ausgebildete Pflegende („gerontology nurses“, GN) erstellen eine Planung zur Aktivierung körperlicher Fähigkeiten, Pflegende setzen die Intervention um und erhalten dabei Unterstützung durch die GN. Top-Down-Anleitung der healthcare assistants:
- Assessment und Planerstellung der Proband/-innen
- Rekrutierung der Studienteilnehmer/-innen
- Strategische Planung der Aktivitäten
- Unterstützung der Proband/-innen bei Zielsetzung
- Darüber hinausgehende Unterstützung des Hauspersonals
Intervention
Erstellung und Anleitung des Aktivitäts-Plans mit individuell vereinbarten Zielen der Bewohner/-innen, um physische Konstitution zu verbessern.
Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer
Rekrutierung November 2004: Baseline,
Follow-up: 6 Monate und 12 Monate
Population
Pflegeheimbewohner/-innen über 65 Jahre, die in der Lage waren einem Gespräch zu folgen, einer Vereinbarung bzgl. einer persönlichen Zielsetzung sowie dem dazugehörigen Programm zur körperlichen Fitness nachzukommen, jedoch Unterstützung bzgl. der ADLs benötigten.
Setting
41 Pflegeheime in Neuseeland
Anzahl der Studienteilnehmer
682 Bewohner/-innen über 65 Jahren
352/284 Socialgroup = Kontrollgruppe
330/225 Activitygroup = Interventionsgruppe
Ergebnisdarstellung
Minimale Verbesserung der Funktionalität für Heimbewohner/-innen mit einer unauffälligen Kognition. Die Intervention wies keinen Zusatzgewinn für Bewohner/-innen mit eingeschränkter Kognition auf.
Outcomes
Die Intervention wies keinen Zusatzgewinn für Bewohner/-innen mit eingeschränkter Kognition auf. Die allgemeine körperliche Fähigkeit konnte nicht gesteigert werden. Die erreichte Signifikanz einiger Bereiche ist laut Autor/-innen fraglich.
Primäre körperliche Funktionsfähigkeit: signifikante Reduktion von körperlichen Funktionseinbußen in IG, aber nur bei kognitiv nicht eingeschränkten Personen (KI.: 95%; 0,024). Bei kognitiv eingeschränkten Bewohner/-innen konnte keine Signifikanz erreicht werden.
Sekundäre Outcomes:
Depressionen: in IG äußerten signifikant mehr Personen mit kognitiven Einbußen depressive Zustände als in Kontrollgruppe (KI.: 95%; 0,004)
Krankenhauseinweisungen: keine Unterschiede evident
Anmerkungen
Aufgrund des Fehlverhaltens bzw. der Aufdeckung des Gutachters durch Pflegepersonal oder Heimbewohner/-innen in 7 von 41 Heimen, ist die Entstehung von Bias wahrscheinlich, eine Beeinträchtigung der Studienqualität ist möglich.
BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"
Methode der Randomisierung
Low Risk
Randomisierte Zuteilung durch computergenerierte Nummern
Verborgene Zuweisung
Unclear
Unzureichende Informationen, ob restliche 34 Heime Zuweisung unter Verschluss hielten
Fehlende Verblindung
High
Liegen keine weiteren Informationen darüber vor, ob Verblindung der restlichen 34 Heime aufrechtgeblieben ist
Unvollständiges Erfassen von Patienten und Endpunkt-Ergebnissen
Unclear
Unzureichende Informationen
Bias durch selektives Berichten von Endpunkten
Unclear
Unzureichende Informationen
Weitere Limitationen
Unclear
Aufgrund des Fehlverhaltens bzw. der Aufdeckung des Gutachters durch Pflegepersonal oder Heimbewohner/-innen in 7 von 41 Heimen, ist die Entstehung von Bias wahrscheinlich, eine Beeinträchtigung der Studienqualität ist möglich.
Zusammenfassung
Kerse et al. (2008) untersuchten den Effekt eines allgemeinen Fitness-Programms auf die Gesamt-Funktionalität und die Häufigkeit von Stürzen von Pflegeheimbewohner/-innen. Im Vordergrund stand eine Intervention bestehend aus einer allgemeinen körperlichen Aktivierung, die in den Alltag und die Pflege der Pflegebedürftigen zu integrieren war. Die Pflegenden rekrutierten dazu Studienteilnehmer/-innen und führten ein Assessment für die jeweiligen Proband/-innen durch. Anhand einer strategischen Planung wurde ein individueller Aktivitätsplan für die Patient/-innen erstellt. Die pflegerischen Assistenten wurden von den Pflegenden angeleitet und die Proband/-innen bei der Umsetzung ihrer Zielsetzung unterstützt. Die Autor/-innen schlussfolgern, dass ein auf die Allgemeinfunktion von Pflegeheimbewohner/-innen ausgelegtes Aktivitätsprogramm keinen positiven Einfluss auf die funktionalen Fähigkeiten hat. Ein signifikanter Zusammenhang ließ sich zwar zwischen dem kognitiven Status und der allgemeinen Funktionsfähigkeit feststellen, konnte jedoch nicht auf alle Bewohner/-innen übertragen werden. So führte die Intervention in der Gruppe ohne kognitive Einschränkungen (Demenz, Depressionen) zu einer signifikanten Verbesserung der allgemeinen Funktionalität. Bewohner/-innen mit weniger guter Kognition profitierten jedoch nicht von dem Fitness-Programm. In Bezug auf die Mobilität und Balance zeigte sich in keiner Gruppe ein Effekt. Andere Studien, in denen ressourcenorientierte spezifische Übungen zur Kräftigung der Muskelkraft und Balance bei individuellen Einschränkungen durchgeführt wurden, erzielten hier bessere Ergebnisse. In Bezug auf die Lebensqualität zeigte die Intervention den Autor/-innen zu Folge keinen Effekt. Bei Bewohner/-innen mit weniger guter Kognition führte das Fitness-Programm zu einem negativen Effekt: im Studienverlauf kam es in dieser Gruppe zu einer signifikanten Zunahme an depressiven Symptomen. Bei Bewohner/-innen mit normaler Kognition konnte kein Effekt in Bezug auf die Zu- oder Abnahme von Depressivität festgestellt werden. Aufgrund der geringen Güte der Studie durch verschiedene Bias, ist das Ergebnis nicht verallgemeinerbar und vor allem der negative Effekt auf die Kognition von demenziell Erkrankten zu prüfen. Anhand der Ergebnisse der Studie mit sehr hohen Fallzahlen (41 Einrichtungen, über 220 Studienteilnehmer/-innen im Follow-up) und längerer Beobachtungzeit (12 Monate), konnte keine Wirkung der Intervention aufgezeigt werden. So sind vor allem bezüglich der Anzahl von Krankenhauseinweisungen keine Unterschiede zwischen den Untersuchungsgruppen evident. Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass die Güte der Studie durch Bias wie das Aufdecken der Zuweisung beeinflusst wurde.
ID: 130
Zitation
Beckmann, M., Bruun-Olsen, V., Pripp, A.H., Bergl, A., Smith, T., Heiberg, K.E. (2021). Effect of an additional health-professional-led exercise programme on clinical health outcomes after hip fracture. Physiotherpy Research International, 26(2), e1896. https://doi.org/10.1002/pri.1896
Studiendesign/-art
Randomisiert kontrollierte Studie (RCT)
Rolle und Aufgabe der Pflegenden
Die Pflegefach und -hilfspersonen (engl. registered nurses und nurse assistants) setzen ein funktionales Trainingsprogramm in Ergänzung zur üblichen physiotherapeutischen Behandlung um
Intervention
Name der Intervention
Funktionales Trainingsprogramm für Menschen nach einer Hüftfraktur während eines Kurzzeitpflegeaufenthalts nach der Entlassung aus dem Krankenhaus
Ziel der Intervention
Verbesserung der körperlichen Funktion und der Lebensqualität sowie Reduktion von Schmerzen
Komponenten und Aktivitäten
Anleitung von Übungen, zugeschnitten auf individuelle Schwierigkeitsgrade:
- Auf der Stelle treten: Stehen mit Unterstützung, Gewichtsverlagerung ohne zu treten; Steigerung: Kurze Schritte vorwärts und seitwärts, weniger Unterstützung, mehrere Wiederholungen in 3er-Serien
- Gehen auf dem Gang mit einer Gehhilfe: Mehrere kurze Strecken gehen; bei Bedarf auf einem Stuhl ausruhen; Steigerung: Gehen mit größeren Schritten, bei höherem Tempo; Start, Stopp und Drehungen. "Gehen Sie so lange im Gang, wie Sie es können."
- Step-up: Mit dem Fuß auf die Stufe klopfen, aber nicht hochgehen; Mit Unterstützung: eine oder mehrere Stufen hochgehen; Steigerung: Eine Treppe hinauf und hinunter steigen
- Stuhlaufstieg: Heben/Senken auf einem erhöhten Stuhl mit Armstütze
- Steigerung: Aufstehen/Absinken auf normalem Stuhl mit weniger oder ohne Armstütze, mehrere Wiederholungen in 3er-Serien
- Kniebeugen: Mit Armstütze stehen; durch Absenken des Körpers die Knie beugen; Steigerung: Weniger Armunterstützung, tiefere Beugungen, mehrere Wiederholungen in 3er-Serien
- Fersenheben: Stehen mit Armunterstützung; Mehrere Wiederholungen in 3er-Serien
- Vor der Entlassung aus dem Pflegeheim erhielten die Teilnehmenden ein schriftliches Übungsprogramm mit Hinweisen zu Aufbau und Steigerung der Übungen
Modus und Ablauf der Durchführung
- vor Ort in der Kurzzeitpflege mit Empfehlung und Trainingsplan zur Fortführung zuhause
- Einzelintervention
Dosis
- etwa 4x täglich an 7 Tagen/Woche über die gesamte Dauer des Kurzzeitpflegeaufenthaltes, bei Entlassung nach Hause wurde die Empfehlung ausgesprochen, die Übungen mindestesn 2x täglich alleine fortzuführen
Hauptzielgröße (Primärer Endpunkt)
- physische Fähigkeiten (Balance, Gehgeschwindigkeit, Muskelkraft der unteren Extremitäten), gemessen mit Short Physical Performance Battery (SPPB)
- Mobilität
- Mortalität und Endpunkte der Rehabilität
- physische Aktivität
- Sturzangst
- Schmerz
- Lebensqualität
Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer
3 Monate
Population
Ältere Menschen, die wegen einer low-energy Hüftfraktur (nach Sturzereignis aus Standhöhe oder unter Standhöhe liegender Höhe) in der Klinik behandelt werden, ansonsten im eigenen Zuhause leben, die vor dem Bruch in der Lage waren 10 Meter mit oder ohne Gehhilfe zu gehen und die in der Lage waren, sowohl mündliche als auch schriftliche norwegische Anweisungen während des Trainings zu verstehen und für die sich ein Kurzzeitpflegeheimaufenthalt vor Entlassung nach Hause eignet.
Ausgeschlossen wurden Menschen mit pathologischer Hüftfraktur oder einer Multitrauma-Verletzung, mit einer Lebenserwartung von weniger als drei Monaten oder mit einer schweren kognitiven Beeinträchtigung
Anzahl der Studienteilnehmer
zu Studienbeginn
140 (Interventionsgruppe: 78, Kontrollgruppe: 62)
zum Ende der Studie
123 (Interventionsgruppe: 67, Kontrollgruppe: 56)
Ergebnisdarstellung
Vergleich der Interventionsgruppe zur Kontrollgruppe:
- keine signifikante Verbesserung der pysischen Fähigkeiten
BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"
Bias durch selektives Berichten von Endpunkten
RoB II: Verzerrungsrisiko mit Bedenken behaftet
Randomisierungsprozess: niedriges Risiko
Abweichungen von den vorgesehenen Interventionen: niedriges Risiko
Fehlende Outcome-Daten: hohes Risiko
Messung des Endpunkts: niedriges Risiko
Selektives Berichten von Ergebnissen: niedriges Risiko
Zusammenfassung
Die randomisierte kontrollierte Studie untersucht die Wirksamkeit eines Bewegungsprogramms ergänzend zur herkömmlichen Versorgung auf die Hauptzielgröße physische Fähigkeiten bei älteren Menschen nach einer Hüftfraktur in der Kurzzeitpflege. Endpunkte der Mobilität, Rehabilität, Mortalität, Angst zu stürzen, Schmerz sowie Lebensqualität sind Nebenzielgrößen. Die Ergebnisse zeigen keine Effekte auf die Hauptzielgröße. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass für vulnerable Menschen mit Hüftfrakturen in der frühen Phase der Rehabilitation die übliche Physiotherapie ausreichen kann, um ihre körperliche Funktion zu verbessern. Die methodische Qualität der Studie weist auf ein mit Bedenken behaftetes Verzerrungsrisiko der Ergebnisse hin, welches das Vertrauen in die Ergebnisse abschwächt. Die Intervention ist detailliert beschrieben, so dass eine Umsetzung in der Praxis erfolgen erfolgen kann.
ID: 196
Zitation
Carroll, D. L., & Rankin, S. H. (2006): Comparing interventions in older unpartnered adults after myocardial infarction
Studiendesign/-art
RCT
Rolle und Aufgabe der Pflegenden
Pflegende (advanced practice nurse = APN) übernehmen die Intervention in einem Studienarm
- Standardisierung der Intervention
- Aufzeigen von Strategien, um negative Erregungszustände zu vermeiden oder den Umgang zu lernen
- Verbale Motivation
- Patientenedukation
Intervention
Die Studie beinhaltet zwei Interventionstypen und eine Kontrollgruppe, welche die übliche Pflegeleistung erhält
- Durchführende sind „peer advisor“: 60+, Herzinfarkt in der Vorgeschichte, Teilnehmer eines Rehabilitationsprogramms, abgeschlossenes „advisor training“, nach Entlassung der Probanden wöchentliche Anrufe über 12 Wochen, im Zentrum der Gespräche steht der persönliche Erfahrungsaustausch mit der Erkrankung
- Durchführende sind Pflegende („advanced practice nurse”, APN): Spezialisierung in kardiovaskulärer Pflege, nach Entlassung der Probanden wöchentliche Anrufe über 12 Wochen hinweg, diese Gespräche dienen zur verbalen Motivation, Schulung bei bestimmten Defiziten, Austausch über Umgang mit Ursachen, Symptomen und deren Empfinden
Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer
Dauer der Intervention: 12 Wochen
Follow up: nach 3 bzw. 6 Wochen und nach 3, 6 und 12 Monaten
Population
Alleinstehende Myokardinfarktpatient/-innen über 65
Interventionsgruppe: 75,8 Jahre
Kontrollgruppe: 74,9 Jahre
Setting:
Drei städtische Gesundheitszentren in den USA
Anzahl der Studienteilnehmer
132 zu Studienbeginn
Interventionsgruppe des Peer Advisors: 46
Interventionsgruppe der APN (Avanced Practice Nurse): 43
Kontrollgruppe: 43
Ergebnisdarstellung
Nach Interventionsende gab es keine signifikanten Unterschiede innerhalb der drei Gruppen bzgl. der Health Outcomes. Es zeigte sich eine positive aber nicht signifikante Veränderung bzgl. der Selbstwirksamkeit (gemessen mittels „Jenkins Self-Efficacy Scale“ und „Duke Activity Status Index Self-Efficacy Scale“) nach 12 Wochen in allen drei Untersuchungsgruppen. Außerdem zeigte sich eine verbesserte, aber nicht signifikante Veränderung für die physische oder mentale Lebensqualität (gemessen mittels SF-36) nach 12 Wochen in allen drei Untersuchungsgruppen. Tendenziell stärkerer Anstieg in der APN-Gruppe.
Outcomes
-Selbstwirksamkeit & Duke Activity Status Index Self-Efficacy Scale (DASI): Verbesserung des Genesungsverhaltens in allen drei Untersuchungsgruppen, jedoch mit einem p-Wert von 0,8 nicht signifikant
- Physical & Mental Health composite summary scores:
Verbesserung in allen drei Untersuchungsarmen der UC, PA, APN. Die Gruppe der APN zeigte mit einem Anstieg von 11,8 Score-Punkten eine deutliche Verbesserung auf, die mit einem Wert von 0,22 allerdings nicht signifikant war
Anmerkungen
- Länge der Telefonanrufe wurde nicht gemessen
- Kein „Interviewleitfaden“ für Telefonintervention
- Unklar wie Befragungen standardisiert sind
BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"
Methode der Randomisierung
Unclear
keine Beschreibung des Randomisierungsverfahrens
Verborgene Zuweisung
Unclear
Unzureichende Information
Fehlende Verblindung
Unclear
Unzureichende Information
Unvollständiges Erfassen von Patienten und Endpunkt-Ergebnissen
Unclear
Unzureichende Informationen
Bias durch selektives Berichten von Endpunkten
Unclear
- Keine nachvollziehbare und differenzierte Beschreibung der Drop-outs
- Signifikante Baseline Unterschiede
- Keine Information zur ITT, welche aber vermutlich durchgeführt wurde
Weitere Limitationen
High Risk
- Länge der Telefonanrufe wurde nicht gemessen
- Kein „Interviewleitfaden“ für Telefonintervention
- Unklar wie Befragungen standardisiert sind
- Datenerhebungen basieren auf Selbstauskünften der Probanden
- verhältnismäßig kleine Stichprobe bei fraglicher Powerkalkulation
- kurze Beobachtungszeit
- keine Kontrolle der Interventionsarme
- signifikante Baseline-Unterschiede
- fehlende Kontrolle von Confoundern
- fragliches Studiendesign
- unzureichende methodische Beschreibung
Zusammenfassung
Caroll und Rankin (2006) untersuchten den Effekt zweier Selbstwirksamkeitsinterventionen im Vergleich zum Genesungsprozess von Herzinfarktpatient/-innen, die eine standardisierte Versorgung erhielten.
Die Population bestand aus 132 älteren, alleinstehenden Patient/-innen aus drei städtischen Gesundheitszentren in den USA, die nach einem Klinikaufenthalt aufgrund eines Herzinfarkts wieder nach Hause entlassen wurden. Mittels Zufallsprinzip wurden die Proband/-innen auf drei Untersuchungsgruppen aufgeteilt: zwei Interventionsgruppen, geleitet durch einen „Peer Advisor" oder eine Pflegekraft („Advanced Practice Nurse" - APN) und eine Kontrollgruppe. Die Gruppe des Peer Advisors erhielt nach ihrer Krankenhausentlassung zwölf Wochen lang einmal wöchentlich einen Telefonanruf, bei dem der Peer Advisor, welcher selbst einen Herzinfarkt in der Vergangenheit erlitten und bereits ein lokales Cardiac Rehabilitatonsprogramm abgeschlossen hatte, seine persönlichen Erfahrungen und Informationen mit den Teilnehmer/-innen teilte. Die Aufgabe des Peer Advisors war es, sich mit den Personen zu identifizieren, jedoch war dieser angehalten, keine klinischen Informationen und gesundheitlichen Ratschläge zu erteilen. Inhalte der von Pflegenden durchgeführten telefonischen Intervention hingegen waren u. a. das Aufzeigen von Strategien, um negative Erregungszustände zu vermeiden oder den Umgang mit Stress zu erlernen, die Patient/-innen zu motivieren, ihre Krankheit selbst in die Hand zu nehmen sowie die Patient/-innenedukation. Die Kontrollgruppe erhielt Standardpflege. In den beiden Interventionsgruppen (Peer Advisor und APN) ereignete sich ein leichter Anstieg der physischen Gesundheit von der Baseline-Erhebung bis zur Untersuchung zwölf Wochen nach der Intervention. In der von der APN geleiteten Gruppe war dieser sogar etwas höher, als der in der vom Peer Advisor betreuten Gruppe. Gemessen wurde die physische Gesundheit mit dem „Physical Health Composite Score‘. Die Verbesserungen in beiden Gruppen waren jedoch nicht signifikant. Die Intervention zeigt zudem in allen drei Untersuchungsarmen, der Gruppe mit standardisierter Versorgung, der Peer Advisor-Gruppe und der von Pflegenden geleiteten Gruppe, eine durchschnittliche Verbesserung der Skalen-Werte zur mentalen Gesundheit auf, wobei die Unterschiede zwischen den Gruppen marginal und die Verbesserungen nicht signifikant waren. Laut Carroll und Rankin konnte in allen drei Untersuchungsgruppen zudem eine Verbesserung des Genesungsverhaltens festgestellt werden, das auf Basis der Selbsteinschätzung der Befragten bzgl. der Wiedererlangung von Alltagsaktivitäten gemessen wurde: persönliche Pflege, Bewältigung des eigenen Haushalts und von Arzt- und Spaziergängen, sexuelle Funktionsfähigkeit sowie die Fähigkeit, seine Freizeit zu gestalten. Die Verbesserung war dabei in allen Gruppen annähernd gleich groß, jedoch in keiner signifikant, weshalb der Effekt mit einer größeren Stichprobe und unter Berücksichtigung des Verzerrungspotentials zu prüfen wäre. Die Studie weist zudem größere methodische Mängel auf: so ist beispielsweise nicht ersichtlich, ob es einen „Interviewleitfaden“ während der Telefoninterventionen gab und auch die Länge der Telefongespräche wurde nicht angegeben. Zudem wurde eine Standardisierung der Baseline-Erhebung nicht näher erläutert.
ID: 128
Zitation
Wetzels, R., van Weel, C., Grol, R., & Wensing, M. (2008): Family practice nurses supporting self-management in older patients with mild osteoarthritis: a randomized trial
Studiendesign/-art
RCT
Rolle und Aufgabe der Pflegenden
Durchführung der Intervention und Begleitung der Studienteilnehmer/-innen durch eine in Rheumatologie spezialisierte Pflegende
- Edukation mittels Patient/-innenbroschüre
- Hausbesuche
- Assessment und Diskussion des Gesundheitszustandes (Symptome)
- Motivation zur Verhaltensänderung
- Follow-up (Telefoninterview)
Intervention
Interventionen zum Selbstmanagement bei Patient/-innen mit Osteoarthristis
Ziel der Intervention: Veränderung des Gesundheitsverhaltens durch Förderung der Mobilität und Funktionalität in Folge einer Beratung und Schulung zum Selbstmanagement im Umgang mit den Krankheitssymptomen.
Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer
Beobachtungszeitraum: April 2004 bis Januar 2005
Baseline: nach 6 Monaten
Population
Athrosepatient/-innen über 65 Jahre im ambulanten Setting
Setting
9 Familienpraxen in den Niederlanden
Anzahl der Studienteilnehmer
Interventionsgruppe: 51 /40 Personen
Kontrollgruppe: 53/48 Personen
Ergebnisdarstellung
Keine signifikanten Ergebnisse. Die Intervention verbesserte nicht den funkionalen Status der Patient/-innen.
Outcomes
AIMS2: keine signifikante Verbesserung in der Interventionsgruppe
Timed up and go Test: keine signifikante Verbesserung in der Interventionsgruppe
Sekundäre Outcomes:
Patient-reported numbers of contacts with GP: keine häufigeren Besuche der IV im Vergleich zur KG
Patient-reported numbers of contacts with physiotherapists: häufigeren Besuche der IV 20% im Vergleich zur KG 12% (p=0,28).
Patient-reported use of mediaction: kein signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen (p=0,49).
Anmerkungen
Der verwendete AIMS2 Test wurde lediglich mit Rheumapatient/-innen validiert und nicht für Arthrosepatient/-innen. Der genutzte TUG Test wurde von unterschiedlichen Assessoren durchgeführt und kann somit nicht verallgemeinert werden.
BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"
Methode der Randomisierung
Low
Randomisierung durch Listen und Nummern
Verborgene Zuweisung
Unclear
Unzureichende Information
Fehlende Verblindung
High
Research Assistent war für die Charakteristik der Teilnehmer/-innen verblindet. Gutachter des TUG (Time up and go Test) war nicht verblindet und es könnte somit zu Bias geführt haben.
Unvollständiges Erfassen von Patienten und Endpunkt-Ergebnissen
Low
Da Daten durch Follow-Up und Verlust von Teilnehmer/-innen entfielen, wurden nur jene der Baselineerhebung und der nach sechs Monaten in die Analyse eingeschlossen.
Bias durch selektives Berichten von Endpunkten
Unclear
Unzureichende Information
Weitere Limitationen
Unclear
Evtl. Risiko für Bias aber unzureichende Information
Zusammenfassung
Im Vordergrund der Studie von Wetzels et al. (2008) stand der Effekt einer rehabilitativen, durch Pflegende geleiteten Intervention auf die Mobilität und funktionalen Fähigkeiten bei an milder Arthrose in der Hüfte oder dem Knie erkrankten, älteren Menschen. Ziel der Intervention war die Verbesserung des Gesundheitsverhaltens durch die Förderung der Mobilität und Funktionalität durch Beratung und Schulung zum Selbstmanagement. Die Intervention beinhaltete unter anderem gezielte Kommunikation mit und Motivation der Patient/-innen durch Pflegende, Patient/-innenedukation und das Anlernen eines besseren Selbstmanagements bzgl. des Umgangs mit den eigenen Krankheitssymptomen. Obwohl die subjektiv berichtete Funktionalität in der Interventionsgruppe angestiegen ist, kann von keinem signifikanten Effekt berichtet werden. In Bezug auf den objektiven Mobilitäts-Test zeigte sich kein Unterschied zwischen der Interventions- und Kontrollgruppe. Die Intervention hatte somit keinen signifikanten Einfluss auf die funktionalen Fähigkeiten und Mobilität. Zwischen der Interventions- und der Kontrollgruppe konnte zudem kein signifikanter Effekt bzgl. der primären Ziele „Verbesserung der Mobilität und der Funktionalität“ nachgewiesen werden. Auch die sekundären Studienziele Reduktion der patient/-innenbezogenen Kontakte zum Hausarzt/-ärztin und zum/zur Physiotherapeut/-in sowie die Reduktion der Medikamentennutzung konnte keine signifikanten Unterschiede aufzeigen. Eine Auswirkung der Maßnahmen durch die Pflegenden auf das krankheitsbezogene Verhalten kann somit nicht nachgewiesen werden.
ID: 132