Ambulante & stationäre Rehabilitation

Verbesserung bzw. Erhalt der mentalen Gesundheit

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Pflegerische Prävention und Rehabilitation

Ein Angebot des ZQP



Ambulante & stationäre Rehabilitation

Verbesserung bzw. Erhalt der mentalen Gesundheit

Überblick
Eine Verallgemeinerung der Ergebnisse von Interventionen zur Verbesserung bzw. Erhalt der mentalen Gesundheit ist aufgrund der aktuell eingeschränkten Studienqualität nicht möglich. Einzelne Maßnahmen haben jedoch eine positive Wirksamkeit in Bezug auf Rehospitalisierungen, Wohlbefinden, Lebensqualität, soziale Bindungen und Selbststärkungsfähigkeiten gezeigt. Angesichts einer niedrigen Studienqualität und geringen Aussagekraft der Ergebnisse folgt die Empfehlung, dass weitere Untersuchungen mit einer hohen methodischen Studiengüte notwendig sind.
Betrachtete Studien
1
Ambulante Gesundheitsförderung für chronisch erkrankte ältere Personen
Signifikanz
keine Angabe
Verzerrungsrisiko
keine Angabe
Signifikanz: keine Angabe
Verzerrungsrisiko: keine Angabe

Zitation

McWilliam, C. L., Stewart, M., Brown, J. B., McNair, S., Donner, A., Desai, K., Coderre, P., & Galajda, J. (1999): Home-based health promotion for chronically ill older persons: Results of a randomized controlled trial of a critical reflection approach

Studiendesign/-art

RCT

Rolle und Aufgabe der Pflegenden

  • Reflexiongespräch mit den Patient/-innen (um deren Werte, Wahrnehmung und Erfahrungen im Umgang mit ihrer chronischen Erkrankung zu erarbeiten)
  • 12-16 Hausbesuche mit einer durchschnittlichen Länge von 1h

Intervention

Ambulante Gesundheitsförderung für chronisch erkrankte, ältere Personen

Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer

Intervention und Baseline : 22 Wochen

Follow up: 1 Jahr

Population

Chronisch Erkrankte über 65 Jahren

Kognitiv intakt

Mindestens 2x hospitalisiert im Zeitraum von einem Jahr

 

Setting

Ambulantes Setting im Raum Großbritannien

Anzahl der Studienteilnehmer

Baseline: 298; I: 149, K: 149

22 Wochen: 203

Nach einem Jahr: 162

Ergebnisdarstellung

Die Interventionsgruppe hatte eine signifikant höhere Unabhängigkeit, einen besseren Umgang in Bezug zu ihrer Erkrankung und ein signifikant geringeres Verlangen nach mehr Informationen direkt nach Interventionsende. Somit hatte die Interventionsgruppe eine höhere Chance ihre Lebensqualität zu steigern.
 
Outcomes
Primäroutcome:
- Reduktion von Krankenhauseinweisungen
- Verbesserung der Lebensqualität
- Empowerment, Selbstwirksamkeit,-achtung
- Stärkung der Eigenständigkeit
 
Nach 22-wöchiger Intervention:
Eigenständigkeit der Interventionsgruppe = signifikant (p= 0,008)
Fähigkeit, eigene Gesundheit zu fördern (p=0,014)
Bedarf nach Gesundheitsinformationen (p=0,021)
Selbstwirksamkeit (p=0,000)
Selbstachtung (p=0,000)
Lebensqualität (p=0,003)
 
Nach 1 Jahr (Follow-up):
Eigenständigkeit (p=0,007)
Höherer Verlust in Selbstwirksamkeit (p= 0,025)
Autorität (p=0,017)
Wunsch nach Gesundheitsinformationen (p=0,035)
Lebensqualität (p=0,011)
Selbstachtung (p=0,003)
Nicht signifikante Senkung der Hospitalisierungen

Anmerkungen

Assessments konnten die von den Testpersonen eigens gewählten Definitionen über Gesundheit nicht darstellen. Verlust der Versuchsteilnehmer/-innen und Unterschiede der Charakteristika in Untersuchungsarmen (Alter, Unterschiede der chronischen Bedingungen) können zu weiteren nicht erwähnten Bias geführt haben.

BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"

Methode der Randomisierung

High

Randomisierung der Personen erfolgte durch den verantwortlichen Untersucher

Verborgene Zuweisung

Unclear

Unzureichende Information

Fehlende Verblindung

Unclear

Unzureichende Information

Unvollständiges Erfassen von Patienten und Endpunkt-Ergebnissen

High

Enormer Verlust von Studienteilnehmer/-innen eines Untersuchungsarms kann zur Beeinflussung des Ergebnisses geführt haben.

Bias durch selektives Berichten von Endpunkten

High

Assessments konnten die von den Testpersonen eigens gewählten Definitionen über Gesundheit nicht darstellen.

Weitere Limitationen

Unclear

Verlust von Studienteilnehmer/-innen und Unterschiede in Charakteristika (Alter, chronischen Bedingungen) können zu weiteren nicht erwähnten Bias geführt haben.

Zusammenfassung

McWilliam et. al (1999) befassten sich mit der ambulanten Gesundheitsförderung für chronisch erkrankte über 65-Jährige in einem ambulanten Setting in Großbritannien. In die Untersuchung einbezogen wurden 298 chronisch Erkrankte mit einem Durchschnittsalter von 77,9 Jahren, die kognitiv orientiert und mindestens zwei Krankenhausaufenthalte pro Jahr aufwiesen. Mit Hilfe von durch Pflegekräfte durchgeführten Reflexionsgesprächen, welche im Rahmen von 12-16 Hausbesuchen im Anschluss an einen Krankenhausaufenthalt mit den Patient/-innen stattfanden, wurde die Krankheitswahrnehmung und Erfahrung im Umgang mit der chronischen Erkrankung erarbeitet sowie das Empowerment gestärkt. Ein weiteres Ziel war die Verbesserung der Lebensqualität.
Diese konnte den Autor/-innen zu Folge signifikant durch die Intervention gesteigert werden. Auch noch ein Jahr nach der Intervention wies die Interventionsgruppe hier höhere Werte gegenüber der Kontrollgruppe auf, auch wenn der Unterschied nicht mehr signifikant war. Die Interventionsgruppe wies zudem eine signifikant höhere Unabhängigkeit, einen besseren Umgang mit ihrer Erkrankung und ein signifikant geringeres Verlangen nach mehr Informationen zu ihrem gesundheitlichen Status direkt nach Interventionsende auf.
Allerdings können der Verlust von Versuchsteilnehmer/-innen sowie die Unterschiede der Charakteristika der Untersuchungsarme, bereits zur Baseline-Erhebung (Alter, Unterschiede der chronischen Bedingungen), das Vorliegen von Bias deutlich erhöhen. Hinzukommt, dass die Erhebung von McWilliam et al. erhebliche Mängel aufweist und somit nur von einer minderen Qualität ist, dies kann zu weiteren nicht erwähnten Verzerrungen geführt haben. Aufgrund starker Qualitätseinschränkungen der Studie sind die Ergebnisse mit Vorsicht zu betrachten. Durch eine Wiederholung der Untersuchung mit weniger Verzerrungen durch das Studiendesign wären die Effekte zu prüfen.

ID: 138

2
Effekt einer täglichen durch Pflegekräfte geleiteten individuellen kognitiv stimulierenden Intervention
Signifikanz
vorhanden
Verzerrungsrisiko
hoch
Signifikanz: vorhanden
Verzerrungsrisiko: hoch

Zitation

Cheng, C. M., Chiu, M. J., Wang, J. H., Liu, H. C., Shyu, Y. I., Huang, G. H., & Chen, C. C. (2012): Cognitive stimulation during hospitalization improves global cognition of older Taiwanese undergoing elective total knee and hip replacement surgery

Studiendesign/-art

RCT

Rolle und Aufgabe der Pflegenden

  • Orientierende Kommunikation
  • kognitiv stimulierende Aktivitäten (Diskutieren, Wortspiele, Kategorisierungsübungen)
  • Aktivierung der Patient/-innen zur Erinnerung und Diskussion von Themen, die von persönlichem Interesse sind
  • Abfragen der Orientierung des/der Patient/-innen zu Zeit, Ort und Person

Intervention

Pflegende führen eine tägliche, individuelle 20-30 minütige kognitive Stimulationsintervention durch.

Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer

Drei Erhebungszeitpunkte (Aufnahme, Entlassung und 1 Monat nach Entlassung)

April – August 2008: Patient/-innenrekrutierung

Population

Anzahl der Studienteilnehmer

50 (Interventionsgruppe: 25 Personen; Kontrollgruppe: 25 Personen)

Ergebnisdarstellung

Signifikante Reduktion kognitiver Beeinträchtigungen (44%) zum Zeitpunkt der Entlassung und signifikante Verbesserung kognitiver Funktionen einen Monat nach Entlassung in der Interventionsgruppe.

 

Outcomes

Signifikante Reduktion kognitiver Beeinträchtigungen zum Zeitpunkt der Entlassung (44% zu 12% ; KI.:90%; p = 0,012) und signifikante Verbesserung kognitiver Funktionen nach Entlassung (KI.:90%; p = 0,002) und einmonatigem Follow-up in der Interventionsgruppe (KI.:90%; p= 0,032).

Anmerkungen

--

BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"

Methode der Randomisierung

Low

Computergenerierte Randomisierungstabelle

Verborgene Zuweisung

Unclear

Unzureichende Informationen

Fehlende Verblindung

Low

Lediglich die Pflegekraft, die die Assessments durchgeführt hat wurde verblindet.

Unvollständiges Erfassen von Patienten und Endpunkt-Ergebnissen

High

Keine Imputation fehlender Daten

Bias durch selektives Berichten von Endpunkten

Unclear

Unzureichende Informationen

Weitere Limitationen

High

  • Kleines Sample
  • 90% Frauen
  • Rekrutierung lediglich in einem Setting
  • kleine Stichprobe bei fehlender Powerkalkulation
  • kurzer Interventionszeitraum
  • fragliche Eignung des Messinstrumentes (MMSE)
  • fraglicher Umgang mit Missings
  • keine Kontrolle von Confoundern

Zusammenfassung

Laut Cheng et al. (2012) hat eine durch Pflegekräfte geleitete kognitive Stimulationsintervention nach einer Knie- oder Hüftoperation einen positiven Effekt auf den Erhalt von kognitiven Fähigkeiten bei älteren Patient/-innen in Taiwan. Bei der Population handelte es sich um ältere Personen, die unmittelbar einen operativen Eingriff durchführen ließen und sich derzeit noch in einem Krankenhausaufenthalt befinden. Zu Studienbeginn konnten 50 weibliche und männliche Personen in die Erhebung eingeschlossen werden, davon befanden sich jeweils 25 Personen in der Interventions- und der Kontrollgruppe. Das Alter der Proband/-innen befand sich oberhalb des 65. Lebensjahres. Pflegende führten im Anschluss an die Operation bis zum Zeitpunkt der Entlassung in der Interventionsgruppe täglich eine individuelle 20-30 minütige kognitive Stimulationsintervention durch. Diese enthielt neben der Abfrage von Zeit, Ort und personenbezogenen Daten (orientierende Kommunikation), kognitiv stimulierende Aktivitäten, wozu Wortspiele, Diskussionen von Themen, die von persönlichem Interesse waren und Kategorisierungsübungen gehörten.

Die kognitive Stimulationsintervention führte in der Interventionsgruppe zu signifikanten Verbesserungen der Kognition und der mentalen Gesundheit, auch noch bis zu einem Monat nach der Krankenhausentlassung. Die durchweg positiven Effekte der Intervention sind allerdings durch methodische Schwächen der Studie einzuschränken und in umfassenderen Forschungsvorhaben zu validieren. Aufgrund der geringen Qualität der Studie, welche u. a. durch das kleine Sample und die sehr heterogene Gruppe (90% Frauen) begründet ist, sind die Ergebnisse nur bedingt auf andere Populationen übertragbar.

ID: 134

3
Effekt einer psychosozialen Gruppenrehabilitation auf die Einsamkeit und das Wohlbefinden bei älteren Menschen zur Verbesserung der sozialen Teilhabe
Signifikanz
vorhanden
Verzerrungsrisiko
hoch
Signifikanz: vorhanden
Verzerrungsrisiko: hoch

Zitation

Routasalo P. E., Tilvis R. S., Kautiainen H., & Pitkala, K. H. (2009): Effects of psychosocial group rehabilitation on social functioning, loneliness and well-being of lonely, older people: randomized controlled trial

Studiendesign/-art

RCT

Rolle und Aufgabe der Pflegenden

  • Assessment-Interviews, um Personen für den Studieneinschluss zu identifizieren
  • weitere Assessment-Interviews nach drei und sechs Monaten
  • Interventions-Gruppenleiter/-in (Gruppendynamiken wahrnehmen und nutzen, Fördern von Freundschaften, Empowerment der Teilnehmer/-innen, Moderation der Gruppen)

Intervention

Gruppenrehabilitation zur Reduktion von Einsamkeit und Verbesserung der sozialen Teilhabe und des Wohlbefindens (Organisierte zielorientierte Gruppentreffen mit 7-8 Teilnehmer/-innen; Sitzungen enthielten Frühstück, Mittag, Kaffee und Gruppenaktivitäten sowie den Transport hin und zurück, alles kostenfrei für die Teilnehmer/-innen).

Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer

Studienzeitraum 2003 bis 2006

3-monatiges psychosoziales Rehabilitationsprogramm

Population

Ältere einsame Menschen über 74 Jahre

 

Setting

6 Kommunen in Finnland

Anzahl der Studienteilnehmer

235 (117 = Interventionsgruppe; 118 = Kontrollgruppe)

Ergebnisdarstellung

Eine psychosoziale Gruppenrehabilitation kann sich positiv auf die soziale Teilhabe und das Wohlbefinden auswirken.
 
Outcomes
Teilnehmer/-innen haben ein Jahr später signifikant häufiger neue Freunde (45% vs. 32%, Chi²-Test, P =0,048) gefunden. 40% nahmen auch nach einem Jahr weiterhin an Gruppentreffen teil und 72% trafen auch nach der Intervention andere Mitglieder ihrer Gruppe.
 
Nach drei und sechs Monaten bestand noch kein Unterschied zwischen der Interventions- und Kontrollgruppe bzgl. der UCLA (Einsamkeitsskala) und bzgl. der Motivation weiterhin an den Gruppentreffen teilzunehmen.
 
Signifikanter Anstieg des Wohlbefindens in der Interventionsgruppe [+0,011, 95% CI:+0,04 bis +0,13] im Vergleich zur Kontrollgruppe (+0,01, 95% CI: -0,05 bis +0,07, P =0,045).
 
Das Gefühl gebraucht zu werden, trat statistisch signifikant häufiger in der Interventionsgruppe auf (66%) als in der Kontrollgruppe (49%, P =0,019).

Anmerkungen

Einsamkeit ist ein schwierig zu messendes Konstrukt. Die wahrheitsgemäße Angabe von Einsamkeit könnte bei Proband/-innen Scham auslösen.

Die Intervention wurde unter Idealbedingungen durchgeführt. Die Rekrutierung dieser spezifischen Population erwies sich als schwierig.

BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"

Methode der Randomisierung

Low

Computergenerierte Randomisierung

Verborgene Zuweisung

Low

Zuweisung zur Interventionsgruppe ist für Patient/-innen und Forscher/-innen nicht vorhersehbar

Fehlende Verblindung

Unclear

Unzureichende Informationen

Unvollständiges Erfassen von Patienten und Endpunkt-Ergebnissen

Unclear

Unzureichende Informationen

Bias durch selektives Berichten von Endpunkten

High

Nicht alle Outcomes dargestellt

Weitere Limitationen

Unclear

Unzureichende Informationen

Zusammenfassung

Routasalo et al. (2009) fokussierten in ihrer Untersuchung die Verbesserung der sozialen Teilhabe und des Wohlbefindens von älteren Menschen oberhalb des 74. Lebensjahres, aus sechs Kommunen Finnlands, um der Entstehung von Einsamkeit und der damit verbundenen Auswirkungen auf das vegetative Nervensystem vorzubeugen. Zu Studienbeginn konnten 235 Personen, 117 in der Interventionsgruppe und 118 in der Kontrollgruppe integriert werden. Auf Basis einer von einer Pflegekraft moderierten psychosozialen rehabilitativen, drei Monate andauernden Gruppenintervention, konnte das Wohlbefinden signifikant in der Interventionsgruppe gesteigert werden. Die Autoren schlussfolgern, dass mit Hilfe einer gut durchdachten und professionell geleiteten psychosozialen Gruppenintervention, einsame ältere Menschen gestärkt und sozial aktiviert werden können. Bei Beachten verschiedener Schlüsselelemente (z. B. Nutzung von Gruppendynamischen Prozessen, zielorientiertem Arbeiten, Empowerment und Motivation) kann diese Intervention, Routasalo et al. zu Folge, in unterschiedlichen Settings erfolgreich integriert werden. Da die Intervention unter Idealbedingungen durchgeführt wurde, könnte sich die Rekrutierung dieser spezifischen Population ggf. als schwierig erweisen. Die Übertragbarkeit der somit erzielten Ergebnisse ist daher zu prüfen.

ID: 139

4
Die Integration des Depression Care Management Programms in die Medicare Home Health Versorgung reduziert das Risiko einer 30- und 60-tägigen Krankenhauseinweisung: Die Behandlung von Depressionen für Patienten und Patientinnen, die in ihrer Häuslichkeit leben, eine Cluster-randomisierte Studie
Signifikanz
vorhanden
Verzerrungsrisiko
hoch
Signifikanz: vorhanden
Verzerrungsrisiko: hoch

Zitation

Bruce, M. L., Lohman, M. C., Greenberg, R. L., Bao, Y., & Raue, P. J. (2016): Integrating Depression Care Management into Medicare Home Health Reduces Risk of 30- and 60-Day Hospitalization: The Depression Care for Patients at Home Cluster-Randomized Trial

Studiendesign/-art

RCT

Rolle und Aufgabe der Pflegenden

Management von Depressionen bei Hausbesuchen mithilfe von CAREPATH
Unterscheidung zwischen schwerer und moderater Depression nach Patient und Patientin Health Questionnaire (PHQ-9)
1. Schwere Depression (Score 10+): CAREPATH-Leitlinien

  • Wöchentliche Beurteilung der Symptome nach PHQ-9
  • Medikamentenmanagement
  • Pflegekoordination
  • Edukation der Patienten und Patientinnen
  • Unterstützung bei der Zielfindung
2. Moderate Depression (Score <10):
  • Edukation der Patienten und Patientinnen
  • Wöchentliche Beurteilung der Symptome nach PHQ-9 für zwei Wochen
  • Bei suizidalen Gedanken oder Verschlechterung der Symptome: Anwendung des gesamten CAREPATH-Programms (s.o.)

Intervention

Interventionsgruppe (IG): The Depression CARE for PATients at Home (CAREPATH)
Kontrollgruppe (KG) erhielt herkömmliche Pflege (usual care)

Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer

Januar 2009 bis Dezember 2013
Durchführung: je 60 Tage

Population

Patienten und Patientinnen =>65 Jahre mit der Diagnose „Depressionen“ nach Patient Health Questionnaire (PHQ-2) für Depression
Durchschnittsalter:  77,8 Jahre (IG 77,2, KG 78,6 Jahre)
Männliche und weibliche Probanden und Probandinnen

Anzahl der Studienteilnehmer

12 Pflegeteams in der IG, 9 Teams in der KG (je 8,5 Pflegende, SD= 3.4)
Studienbeginn: 337 Patienten und Patientinnen (IG206, KG 131)
Studienende: 306 Patienten und Patientinnen (IG 185, KG 121)

Ergebnisdarstellung

Das Risiko für eine Hospitalisierung nach 30 Tagen sank um 35% in der Interventionsgruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe (HR=0,65, P=0.01). Nach 60 Tagen zeigte sich ein 28% geringeres Risiko in der CAREPATH-Gruppe (HR=0,72, P=0,03). Bei Patienten und Patientinnen, die das Home Health-Programm erst nach einem Krankenhausaufenthalt begannen, reduzierte sich das Risiko sogar um 55% (HR=0,45, P=0,001) nach 30 Tagen und um 44% nach 60 Tagen.
Outcomes

  • 137 Hospitalisierungen innerhalb von 30 Tagen nach Beginn von „Home Health“, davon 68 (15,5%) aus der IG und 69 (22%) aus der KG
  • Direkte Hospitalisierung aus dem Home Health-Programm mit CAREPATH nach 30 Tagen: RR=0,7, P=0,02
  • 195 Hospitalisierungen innerhalb von 30 Tagen nach Beginn von „Home Health“, davon 103 (23,5%) aus der IG und 92 (29,4%) aus der KG
  • Direkte Hospitalisierung aus dem Home Health-Programm mit CAREPATH nach 60 Tagen: RR=0,79, P=0,05
  • Risiko für Hospitalisierunginnerhalb von 30 Tagen für CAREPATH- Patienten und Patientinnen: RR=0,54 (P=0,09)
  • Risiko für Hospitalisierung  innerhalb von 60 Tagen für CAREPATH- Patienten und Patientinnen: adjustiertes HR=0,52 (P=0,08)

BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"

Methode der Randomisierung

Low Risk
Cluster Randomisierung häuslicher Pflegeteams wurde von einer Agentur vorgenommen

Verborgene Zuweisung

High Risk
Patienten und Patientinnen kennen Gruppenzuteilung nicht. Nicht repräsentative Erfassung von häuslichen Pflegeteams.

Fehlende Verblindung

High Risk
Unvollständige Verblindung, da Pflegeteams nicht verblindet waren. Schwächung der Interventionseffekte.

Unvollständiges Erfassen von Patienten und Endpunkt-Ergebnissen

Unclear
Unzureichende Informationen

Bias durch selektives Berichten von Endpunkten

Unclear 
Unzureichende Informationen 

Weitere Limitationen

Low Risk
Nicht-repräsentative Pflegedienste, Crossing-over/ Kontaminierung in der Kontrollgruppe. Untersuchung ist frei von Stichprobenfehlern (Sampling Bias)

Zusammenfassung

Bruce et al. (2016) untersuchten die Effekte des „Depression CARE for PATients at Home“ (CAREPATH)- Programms auf das Risiko für Hospitalisierungen bei Patienten und Patientinnen mit Depressionen aus dem Medicare Home Health-Programm in verschiedenen Regionen der USA.
Um das Risiko für Hospitalisierungen zu senken, führten die Autoren eine Intervention durch, bei der die Pflegenden den durch CAREPATH vorgegebenen Leitlinien, je nach Schwere der Depression der Patienten und Patientinnen, folgten. Diese Intervention beinhaltete bei allen Patienten und Patientinnen edukative Maßnahmen sowie wöchentliche Beurteilungen der Erkrankung. Bei schweren Depressionen, suizidalen Gedanken oder der Verschlechterung einer moderaten Depression erfolgte zusätzlich ein Medikamentenmanagement, eine Pflegekoordination und weitere Unterstützung bei der Zielfindung.
Die Studie zeigte nach 30 Tagen ein 35% geringeres Risiko und nach 60 Tagen ein 28% geringeres Risiko für eine Hospitalisierung in der Interventionsgruppe. Bei Patienten und Patientinnen, die das Home Health-Programm direkt nach einem Krankenhausaufenthalt begonnen hatten, konnte das Risiko um 55% nach 30 Tagen und um 44% nach 60 Tagen gesenkt werden. Die Integration des CAREPATH-Programms führt somit zur Verbesserung des Managements von Depressionen und zur Unterstützung der routinemäßigen pflegerischen Versorgung. Des Weiteren reduziert es das Risiko von (Re-) Hospitalisierungen bei älteren Menschen, die „Medicare Home Health“ erhalten.
Da die Studienpopulation laut den Autoren nicht repräsentativ ist und das Risiko der Kontaminierung der Kontrollgruppe bestand, sind die Ergebnisse nicht auf die Allgemeinheit zu übertragen.

ID: 178

5
Der Effekt einer ambulanten Konsultation durch eine Pflegekraft für im eigenen Haushalt lebende über 80-Jährige auf Lebensqualität, Sturzinzidenz, akute Gesundheitsproblematiken und Umgang mit dem Gesundheitssystem
Signifikanz
eingeschränkt
Verzerrungsrisiko
hoch
Signifikanz: eingeschränkt
Verzerrungsrisiko: hoch

Zitation

Imhof, L., Naef, R., Wallhagen, M. I., Schwarz, J., & Mahrer-Imhof, R. (2012): Effects of an advanced practice nurse in-home health consultation program for community-dwelling persons aged 80 and older

Studiendesign/-art

RCT (Randomized Clinical Trial)

Rolle und Aufgabe der Pflegenden

  • Assessment
  • Vier Hausbesuche (durchschnittliche Länge: 46 Min.) nach 4, 12, 24 und 36 Wochen
  • Drei Telefonanrufe (durchschnittliche Länge: 17 Min.) nach 8, 18 und 30 Wochen
  • Schnittstelle zum Hausarzt/Hausärztin, Pflegedienst, Institutionen im Gesundheitswesen (falls vorhanden)
  • Empowerment
  • Gesundheitsförderung
  • Förderung der Familienzentrierten „Pflege“/“Situation“
  • Medikamentenedukation
  • Unterstützung der Patient/-innen bzgl. des zielorientierten Planens
  • Evaluation

Intervention

Ambulantes Gesundheitsprogramm Health Consultation Program durch Hausbesuche und Telefonanrufen von Pflegenden.

Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer

2008-2011

9-monatige ambulante Intervention

Population

Im eigenen Haushalt lebende über 80-Jährige ohne kognitiven Einschränkungen.

 

Setting

Ambulantes Setting in einer urbanen Region im deutschsprachigen Teil der Schweiz.

Anzahl der Studienteilnehmer

Baseline: 461 Personen

Interventionsgruppe: 231 Personen

Kontrollgruppe: 230 Personen

Ergebnisdarstellung

Ziel der Studie, die Lebensqualität zu verbessern, konnte nicht signifikant erreicht werden, die Verringerung von Stürzen, akuten Gesundheitsproblematiken und vermehrter Hospitalisierung hingegen schon. Als Stärken der Studie sind deutlich der Bezug auf das Empowerment, partnerschaftliche Beziehungen und familiäre Hintergründe zu nennen.

 

Outcomes

Ziel der Studie, die Lebensqualität zu verbessern, konnte nicht signifikant erreicht werden, die Verringerung von Stürzen (p= 0,001) (9 Monaten nach Intervention), akuten Gesundheitsproblematiken hingegen schon, geringere Anzahl in IG (p= 0,002) (9 Monaten nach Intervention). Angaben zu  Hospitalisierungen variieren.

Anmerkungen

Offene Studienzuteilung und aufgehobene Verblindung der Research Assistants kann zu weiteren Bias geführt haben.

BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"

Methode der Randomisierung

Low

Randomisierung durch computergenerierte Zahlen

Verborgene Zuweisung

High

Einsehbare Randomisierungsdokumente, Advanced Practice Nurse teilt Proband/-innen ihre Gruppenzugehörigkeit mit

Fehlende Verblindung

High

Die Research Assistants waren ursprünglich für die Gruppenzuteilung verblindet. Wurden aber durch Berichte der Proband/-innen aufgeklärt.

Unvollständiges Erfassen von Patienten und Endpunkt-Ergebnissen

Unclear

Unzureichende Information

Bias durch selektives Berichten von Endpunkten

Unclear

Unzureichende Information

Weitere Limitationen

Unclear

Offene Gruppenzuteilung und aufgehobene Verblindung der Research Assistants kann zu weiteren Bias geführt haben.

Zusammenfassung

Imhof et al. (2012) untersuchten den Effekt einer ambulanten Konsultation, des sogenannten „In-Home Health Consultation Programs“, auf die Lebensqualität, Sturzinzidenz sowie bzgl. des Vorhandenseins akuter Gesundheitsproblematiken und der Beanspruchung des Gesundheitssystems von im eigenen Haushalt lebenden über 80-Jährigen in einer urbanen Region im deutschsprachigen Teil der Schweiz. Um diesem Zielansatz zu folgen, wurden vor allem Interventionen zur gezielten Kommunikation, individuellen und partizipatorischen Therapie-Zielplanung und Patient/-innenedukation von Pflegekräften, die 231 Personen in ihrer Häuslichkeit aufsuchten, durchgeführt. Die Pflegenden suchten die über 80-Jährigen zu vier Zeitpunkten auf und führten darüber hinaus drei Telefonate mit ihnen durch. Das Konsultationsprogramm sah ein Geriatrisches Assessment durch die Pflegenden vor, welches sowohl die Gesundheit der Patient/-innen als auch ihre individuelle partnerschaftliche und familiäre Situation beleuchtete und stärkte. Wichtiger Bestandteil darüber hinaus war es, das Empowerment der Älteren zu fördern. Die Interventionen waren dabei jeweils auf die Bedürfnisse der Patient/-innen zugeschnitten. Ein von den Patient/-innen selbst erstellter Bewegungsplan wurde von den Pflegenden evaluiert und bezugnehmend auf spezifische gesundheitliche Faktoren erweitert.

Neun Monate nach Interventionsende konnte eine signifikante Verringerung von Stürzen und deren Konsequenzen, jedoch keine Verbesserung der Lebensqualität, von den Autoren nachgewiesen werden. Den Autoren zu Folge konnte eine Signifikanzverringerung von Krankenhauseinweisungen und -aufenthalten drei Monate nach Studienende signifikant erzielt werden. Die Ergebnisse der Studie können, aufgrund der offenen Studienzuteilung und der aufgehobenen Verblindung des Hilfswissenschaftlers zu Ergebnisverzerrungen geführt haben, weshalb der Effekt dieser Intervention nicht verallgemeinert werden kann und in einem weiteren Versuch zu prüfen ist.

ID: 136

6
Der Effekt eines Aktivitätsprogramms auf Funktionalität, Lebensqualität und Stürzen bei Pflegeheimbewohner/-innen
Signifikanz
eingeschränkt
Verzerrungsrisiko
hoch
Signifikanz: eingeschränkt
Verzerrungsrisiko: hoch

Zitation

Kerse, N., Peri, K., Robinson, E., Wilkinson, T., Randow, M., Kiata, L., Parsons, J., Latham, N., Parsons, M., Willingale, J., Brown, P., & Arroll, B. (2008): Does a functional activity programme improve function, quality of life, and falls for residents in long term care? Cluster randomised controlled trial

Studiendesign/-art

RCT

Rolle und Aufgabe der Pflegenden

Speziell ausgebildete Pflegende („gerontology nurses“, GN) erstellen eine Planung zur Aktivierung körperlicher Fähigkeiten, Pflegende setzen die Intervention um und erhalten dabei Unterstützung durch die GN. Top-Down-Anleitung der healthcare assistants:

  • Assessment und Planerstellung der Proband/-innen
  • Rekrutierung der Studienteilnehmer/-innen
  • Strategische Planung der Aktivitäten
  • Unterstützung der Proband/-innen bei Zielsetzung
  • Darüber hinausgehende Unterstützung des Hauspersonals

Intervention

Erstellung und Anleitung des Aktivitäts-Plans mit individuell vereinbarten Zielen der Bewohner/-innen, um physische Konstitution zu verbessern.

Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer

Rekrutierung November 2004: Baseline,

Follow-up: 6 Monate und 12 Monate

Population

Pflegeheimbewohner/-innen über 65 Jahre, die in der Lage waren einem Gespräch zu folgen, einer Vereinbarung bzgl. einer persönlichen Zielsetzung sowie dem dazugehörigen Programm zur körperlichen Fitness nachzukommen, jedoch Unterstützung bzgl. der ADLs benötigten.

 

Setting

41 Pflegeheime in Neuseeland

Anzahl der Studienteilnehmer

682 Bewohner/-innen über 65 Jahren

352/284 Socialgroup = Kontrollgruppe

330/225 Activitygroup = Interventionsgruppe

Ergebnisdarstellung

Minimale Verbesserung der Funktionalität für Heimbewohner/-innen mit einer unauffälligen Kognition. Die Intervention wies keinen Zusatzgewinn für Bewohner/-innen mit eingeschränkter Kognition auf. 

 

Outcomes

Die Intervention wies keinen Zusatzgewinn für Bewohner/-innen mit eingeschränkter Kognition auf.  Die allgemeine körperliche Fähigkeit konnte nicht gesteigert werden. Die erreichte Signifikanz einiger Bereiche ist laut Autor/-innen fraglich.

Primäre körperliche Funktionsfähigkeit: signifikante Reduktion von körperlichen Funktionseinbußen in IG, aber nur bei kognitiv nicht eingeschränkten Personen (KI.: 95%; 0,024). Bei kognitiv eingeschränkten Bewohner/-innen konnte keine Signifikanz erreicht werden.

Sekundäre Outcomes:

Depressionen: in IG äußerten signifikant mehr Personen mit kognitiven Einbußen depressive Zustände als in Kontrollgruppe (KI.: 95%; 0,004)
Krankenhauseinweisungen: keine Unterschiede evident.

Anmerkungen

Aufgrund des Fehlverhaltens bzw. der Aufdeckung des Gutachters durch Pflegepersonal oder Heimbewohner/-innen in 7 von 41 Heimen, ist die Entstehung von Bias wahrscheinlich, eine Beeinträchtigung der Studienqualität ist möglich

BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"

Methode der Randomisierung

Low Risk

Randomisierte Zuteilung durch computergenerierte Nummern

Verborgene Zuweisung

Unclear

Unzureichende Informationen, ob restliche 34 Heime Zuweisung unter Verschluss hielten.

Fehlende Verblindung

High

Liegen keine weiteren Informationen darüber vor, ob Verblindung der restlichen 34 Heime aufrechtgeblieben ist.

Unvollständiges Erfassen von Patienten und Endpunkt-Ergebnissen

Unclear

Unzureichende Informationen

Bias durch selektives Berichten von Endpunkten

Unclear

Unzureichende Informationen

Weitere Limitationen

Unclear

Aufgrund des Fehlverhaltens bzw. der Aufdeckung des Gutachters durch Pflegepersonal oder Heimbewohner/-innen in 7 von 41 Heimen, ist die Entstehung von Bias wahrscheinlich, eine Beeinträchtigung der Studienqualität ist möglich. 

Zusammenfassung

Kerse et al. (2008) untersuchten den Effekt eines allgemeinen Fitness-Programms auf die Gesamt-Funktionalität und die Häufigkeit von Stürzen von Pflegeheimbewohner/-innen. Im Vordergrund stand eine Intervention bestehend aus einer allgemeinen körperlichen Aktivierung, die in den Alltag und die Pflege der Pflegebedürftigen zu integrieren war. Die Pflegenden rekrutierten dazu Studienteilnehmer/-innen und führten ein Assessment für die jeweiligen Proband/-innen durch. Anhand einer strategischen Planung wurde ein individueller Aktivitätsplan für die Patient/-innen erstellt. Die pflegerischen Assistenten wurden von den Pflegenden angeleitet und die Proband/-innen bei der Umsetzung ihrer Zielsetzung unterstützt. Die Autor/-innen schlussfolgern, dass ein auf die Allgemeinfunktion von Pflegeheimbewohner/-innen ausgelegtes Aktivitätsprogramm keinen positiven Einfluss auf die funktionalen Fähigkeiten hat. Ein signifikanter Zusammenhang ließ sich zwar zwischen dem kognitiven Status und der allgemeinen Funktionsfähigkeit feststellen, konnte jedoch nicht auf alle Bewohner/-innen übertragen werden. So führte die Intervention in der Gruppe ohne kognitive Einschränkungen (Demenz, Depressionen) zu einer signifikanten Verbesserung der allgemeinen Funktionalität. Bewohner/-innen mit weniger guter Kognition profitierten jedoch nicht von dem Fitness-Programm. In Bezug auf die Mobilität und Balance zeigte sich in keiner Gruppe ein Effekt. Andere Studien, in denen ressourcenorientierte spezifische Übungen zur Kräftigung der Muskelkraft und Balance bei individuellen Einschränkungen durchgeführt wurden, erzielten hier bessere Ergebnisse. In Bezug auf die Lebensqualität zeigte die Intervention den Autor/-innen zu Folge keinen Effekt. Bei Bewohner/-innen mit weniger guter Kognition führte das Fitness-Programm zu einem negativen Effekt: im Studienverlauf kam es in dieser Gruppe zu einer signifikanten Zunahme an depressiven Symptomen. Bei Bewohner/-innen mit normaler Kognition konnte kein Effekt in Bezug auf die Zu- oder Abnahme von Depressivität festgestellt werden. Aufgrund der geringen Güte der Studie durch verschiedene Bias, ist das Ergebnis nicht verallgemeinerbar und vor allem der negative Effekt auf die Kognition von demenziell Erkrankten zu prüfen. Anhand der Ergebnisse der Studie mit sehr hohen Fallzahlen (41 Einrichtungen, über 220 Studienteilnehmer/-innen im Follow-up) und längerer Beobachtungzeit (12 Monate), konnte keine Wirkung der Intervention aufgezeigt werden. So sind vor allem bezüglich der Anzahl von Krankenhauseinweisungen keine Unterschiede zwischen den Untersuchungsgruppen evident. Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass die Güte der Studie durch Bias wie das Aufdecken der Zuweisung beeinflusst wurde.

ID: 137

7
Effekt zweier Selbstbekräftigungsinterventionen in Bezug auf den Genesungsprozess von Myokardinfarktpatient/-innen
Signifikanz
niedrig
Verzerrungsrisiko
hoch
Signifikanz: niedrig
Verzerrungsrisiko: hoch

Zitation

Carroll, D. L., & Rankin, S. H. (2006): Comparing interventions in older unpartnered adults after myocardial infarction

Studiendesign/-art

RCT

Rolle und Aufgabe der Pflegenden

Pflegende (advanced practice nurse = APN) übernehmen die Intervention in einem Studienarm

- Standardisierung der Intervention

- Aufzeigen von Strategien um negative Erregungszustände zu vermeiden oder den Umgang zu lernen

- Verbale Motivation

- Patient/-innenedukation

Intervention

Die Studie beinhaltet zwei Interventionstypen und eine Kontrollgruppe, welche die übliche Pflegeleistung erhält
 
- Durchführende sind „peer advisor“: 60+, Herzinfarkt in der Vorgeschichte, Teilnehmer eines Rehabilitationsprogramms, abgeschlossenes „advisor training“, nach Entlassung der Proband/-innen wöchentliche Anrufe über 12 Wochen, im Zentrum der Gespräche steht der persönliche Erfahrungsaustausch mit der Erkrankung
 
- Durchführende sind Pflegende („advanced practice nurse”, APN): Spezialisierung in kardiovaskulärer Pflege, nach Entlassung der Proband/-innen wöchentliche Anrufe über 12 Wochen hinweg, diese Gespräche dienen zur verbalen Motivation, Schulung bei bestimmten Defiziten, Austausch über Umgang mit Ursachen, Symptomen und deren Empfinden

Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer

Dauer der Intervention: 12 Wochen

Follow up: nach 3 bzw. 6 Wochen und nach 3, 6 und 12 Monaten

Population

Alleinstehende Myokardinfarktpatient/-innen über 65

Interventionsgruppe: 75,8 Jahre

Kontrollgruppe: 74,9 Jahre

 

Setting

Drei städtische Gesundheitszentren in den USA

Anzahl der Studienteilnehmer

132 zu Studienbeginn

Interventionsgruppe des Peer Advisors: 46

Interventionsgruppe der APN (Avanced Practice Nurse): 43

Kontrollgruppe: 43

Ergebnisdarstellung

Nach Interventionsende gab es keine signifikanten Unterschiede innerhalb der drei Gruppen bzgl. der Health Outcomes.  Es zeigte sich eine positive aber nicht signifikante Veränderung bzgl. der Selbstwirksamkeit (gemessen mittels „Jenkins Self-Efficacy Scale“ und „Duke Activity Status Index Self-Efficacy Scale“) nach 12 Wochen in allen drei Untersuchungsgruppen. Außerdem zeigte sich eine verbesserte, aber nicht signifikante Veränderung für die physische oder mentale Lebensqualität (gemessen mittels SF-36) nach 12 Wochen in allen drei Untersuchungsgruppen. Tendenziell stärkerer Anstieg in der APN-Gruppe.

 

Outcomes

  • Selbstwirksamkeit & Duke Activity Status Index Self-Efficacy Scale (DASI): Verbesserung des Genesungsverhaltens in allen drei Untersuchungsgruppen, jedoch mit einem p-Wert von 0,8 nicht signifikant
  • Physical & Mental Health composite summary scores: Verbesserung in allen drei Untersuchungsarmen der UC, PA, APN. Die Gruppe der APN zeigte mit einem Anstieg von 11,8 Score-Punkten eine deutliche Verbes-serung auf, die mit einem Wert von 0,22 allerdings nicht signifikant war.

Anmerkungen

  • Länge der Telefonanrufe wurde nicht gemessen
  • Kein „Interviewleitfaden“ für Telefonintervention
  • Unklar wie Befragungen standardisiert sind

BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"

Methode der Randomisierung

Unclear

keine Beschreibung des Randomisierungsverfahrens

Verborgene Zuweisung

Unclear

Unzureichende Information

Fehlende Verblindung

Unclear

Unzureichende Information

Unvollständiges Erfassen von Patienten und Endpunkt-Ergebnissen

Unclear

Unzureichende Informationen

Bias durch selektives Berichten von Endpunkten

Unclear

  • Keine nachvollziehbare und differenzierte Beschreibung der Drop-outs
  • Signifikante Baseline Unterschiede
  • Keine Information zur ITT, welche aber vermutlich durchgeführt wurde

Weitere Limitationen

High Risk

  • Länge der Telefonanrufe wurde nicht gemessen
  • Kein „Interviewleitfaden“ für Telefonintervention
  • Unklar wie Befragungen standardisiert sind
  • Datenerhebungen basieren auf Selbstauskünften der Proband/-innen
  • verhältnismäßig kleine Stichprobe bei fraglicher Powerkalkulation
  • kurze Beobachtungszeit
  • keine Kontrolle der Interventionsarme
  • signifikante Baseline-Unterschiede
  • fehlende Kontrolle von Confoundern
  • fragliches Studiendesign
  • unzureichende methodische Beschreibung

Zusammenfassung

Caroll und Rankin (2006) untersuchten den Effekt zweier Selbstwirksamkeitsinterventionen im Vergleich zum Genesungsprozess von Herzinfarktpatient/-innen, die eine standardisierte Versorgung erhielten.
Die Population bestand aus 132 älteren, alleinstehenden Patient/-innen aus drei städtischen Gesundheitszentren in den USA, die nach einem Klinikaufenthalt aufgrund eines Herzinfarkts wieder nach Hause entlassen wurden. Mittels Zufallsprinzip wurden die Proband/-innen auf drei Untersuchungsgruppen aufgeteilt: zwei Interventionsgruppen, geleitet durch einen „Peer Advisor‘ oder eine Pflegekraft („Advanced Practice Nurse‘ - APN) und eine Kontrollgruppe. Die Gruppe des Peer Advisors erhielt nach ihrer Krankenhausentlassung zwölf Wochen lang einmal wöchentlich einen Telefonanruf, bei dem der Peer Advisor, welcher selbst einen Herzinfarkt in der Vergangenheit erlitten und bereits ein lokales Cardiac Rehabilitatonsprogramm abgeschlossen hatte, seine persönlichen Erfahrungen und Informationen mit den Teilnehmer/-innen teilte. Die Aufgabe des Peer Advisors war es, sich mit den Personen zu identifizieren, jedoch war dieser angehalten, keine klinischen Informationen und gesundheitlichen Ratschläge zu erteilen. Inhalte der von Pflegenden durchgeführten telefonischen Intervention hingegen waren u.a. das Aufzeigen von Strategien, um negative Erregungszustände zu vermeiden oder den Umgang mit Stress zu erlernen, die Patient/-innen zu motivieren, ihre Krankheit selbst in die Hand zu nehmen sowie die Patient/-innenedukation. Die Kontrollgruppe erhielt Standardpflege. In den beiden Interventionsgruppen (Peer Advisor und APN) ereignete sich ein leichter Anstieg der physischen Gesundheit von der Baseline-Erhebung bis zur Untersuchung zwölf Wochen nach der Intervention. In der von der APN geleiteten Gruppe war dieser sogar etwas höher, als der in der vom Peer Advisor betreuten Gruppe. Gemessen wurde die physische Gesundheit mit dem „Physical Health Composite Score‘. Die Verbesserungen in beiden Gruppen waren jedoch nicht signifikant. Die Intervention zeigt zudem in allen drei Untersuchungsarmen, der Gruppe mit standardisierter Versorgung, der Peer Advisor-Gruppe und der von Pflegenden geleiteten Gruppe, eine durchschnittliche Verbesserung der Skalen-Werte zur mentalen Gesundheit auf, wobei die Unterschiede zwischen den Gruppen marginal und die Verbesserungen nicht signifikant waren. Laut Carroll und Rankin konnte in allen drei Untersuchungsgruppen zudem eine Verbesserung des Genesungsverhaltens festgestellt werden, das auf Basis der Selbsteinschätzung der Befragten bzgl. der Wiedererlangung von Alltagsaktivitäten gemessen wurde: persönliche Pflege, Bewältigung des eigenen Haushalts und von Arzt-/Ärztinnen- und Spaziergängen, sexuelle Funktionsfähigkeit sowie die Fähigkeit, seine Freizeit zu gestalten. Die Verbesserung war dabei in allen Gruppen annähernd gleich groß, jedoch in keiner signifikant, weshalb der Effekt mit einer größeren Stichprobe und unter Berücksichtigung des Verzerrungspotentials zu prüfen wäre. Die Studie weist zudem größere methodische Mängel auf: so ist beispielsweise nicht ersichtlich, ob es einen „Interviewleitfaden“ während der Telefoninterventionen gab und auch die Länge der Telefongespräche wurde nicht angegeben. Zudem wurde eine Standardisierung der Baseline-Erhebung nicht näher erläutert.

ID: 133

8
Effekt einer geriatrischen Gemeinschaftsintervention im Vergleich zur Standardpflege auf die Inzidenz von postoperativem Delirium bei älteren Krebspatient/-innen
Signifikanz
niedrig
Verzerrungsrisiko
hoch
Signifikanz: niedrig
Verzerrungsrisiko: hoch

Zitation

Hempenius, L., Slaets, J. P., van Asselt, D., de Bock, G. H., Wiggers, T., & van Leeuwen, B. L. (2013): Outcomes of a Geriatric Liaison Intervention to Prevent the Development of Postoperative Delirium in Frail Elderly Cancer Patients: Report on a Multicentre, Randomized, Controlled Trial

Studiendesign/-art

RCT

Rolle und Aufgabe der Pflegenden

  • Tägliches Assessment der Interventionsgruppe durch „geriatric nurse“
  • Datenübertragung (vom Papier in das Oracle Clinical© Remote Data Capture Program) durch „research nurse“
  • Unterstützung der Patient/-innen beim Ausfüllen der Fragen durch „research nurse“ während eines Interviews
  • Anleitung von Pflegekräften aller teilnehmenden Stationen bzgl. des Deliriumscreeninginstruments durch „research nurse“
  • Postoperatives Delirium-Screening 3x täglich durch „ward nurses“

Intervention

Multikomponente Intervention

  • durchgeführt von einem geriatrischem Team (Geriater/-in (Supervisor), „Geriatric Nurse‘, „Research Nurse“, „Ward Nurses“)
  • beinhaltete präoperatives umfassendes geriatrisches Assessment und daran anschließende individuelle Behandlungsplanung

Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer

Rekrutierung von Patient/-innen im Zeitraum von Juni 2007 bis Juni 2010

Population

Patient/-innen über 65 Jahren nach einer Tumor-OP

 

Setting

Zwei Medical-Center in den Niederlanden

Anzahl der Studienteilnehmer

297 Patient/-innen

Interventionsgruppe: 148 Patient/-innen

Kontrollgruppe: 149 Patient/-innen

Durchschnittsalter: 77,45/77,63 Jahre

Ergebnisdarstellung

Die Intervention zeigte sich als nicht effektiv bzgl. der Prävention eines postoperativen Delirium. Es gibt keinen signifikanten Unterschied bzgl. der Schwere eines Delirium. Das Risiko eines Delirium in der Kontrollgruppe der Patient/-innen die einer intermediären OP unterlagen, war höher.
 
Outcomes
Primäres Outcome
Kein signifikanter Unterschied zwischen Kontroll- und Interventionsgruppe bzgl. der Inzidenz eines Delirium 10 Tage nach einer OP.
 
Sekundäre Outcomes
Kein signifikanter Unterschied bzgl. der Schwere des Delirium.
 
Kein signifikanter Unterschied bzgl. Krankenhausverweildauer.
 
Kein signifikanter Unterschied bzgl. postoperativer Komplikationen.
 
Kein signifikanter Unterschied bzgl. der Mortalität.
 
Kein signifikanter Unterschied bzgl. der Pflegebedürftigkeit nach der Operation.
 
Kein signifikanter Unterschied bzgl. der Lebensqualität.
 
Bzgl. der Wiedererlangung der prä-operativen Lebenssituation konnte die Kontrollgruppe signifikant häufiger zu seinem Ausgangszustand zurückkehren als die Interventionsgruppe (OR: 1.84, 95% CI:1.01-3.37).

Anmerkungen

Studienprotokoll verfügbar

BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"

Methode der Randomisierung

Unclear

Unzureichende Informationen

Verborgene Zuweisung

High

Randomisierung nach Ort des Tumors und anschließend durch ein automatisches Sprachdialogsystem.

Fehlende Verblindung

High

Lediglich die Patient/-innen waren verblindet. Allerdings Studienpersonal & geriatrische Pflegekräfte nicht.

Unvollständiges Erfassen von Patienten und Endpunkt-Ergebnissen

Unclear

Unzureichende Informationen

Bias durch selektives Berichten von Endpunkten

Low

Studienprotokoll ist verfügbar

Weitere Limitationen

High

Bestmögliche Standardisierung, aber aufgrund der vorhandenen Heterogenität der 3 Gesundheitszentren, kann es zu Unterschieden kommen.

Zusammenfassung

Hempenius et al. (2013) untersuchten den Effekt einer von in einem geriatrischen Team (Geriater/-in (Supervisor), Geriatric Nurse, Research Nurse, Ward Nurses) durchgeführten Intervention mit verschiedenen Komponenten im Vergleich zur Standardpflege. Von primärem Interesse war die Inzidenz von postoperativen Delirien bei älteren Krebspatient/-innen sowie sekundär der Einfluss einer solchen Intervention auf die Lebensqualität der Zielgruppe. Mittels umfassender präoperativer Geriatrischer Assessments, daran anschließender individueller Behandlungsplanung sowie mit Hilfe eines drei Mal täglich stattfindenden Deleriumscreenings sollten Risikofaktoren rechtzeitig erfasst und Gegenmaßnahmen eingeleitet werden. Die Pflegenden unterstützen das Vorhaben durch ihre Handlungen deutlich. So führten sie die Assessments durch, übernahmen die Datenübertragungen, unterstützten die Patient/-innen beim Ausfüllen der Fragen, leiteten andere Pflegekräfte an und führten das Deliriumscreening durch. Die vorliegende Studie konnte keinen signifikanten Unterschied bzgl. des Auftretens eines Deliriums zwischen der Interventions- und Kontrollgruppe aufzeigen. Auch das Sekundäroutcome „Lebensqualität“ wies keinen signifikanten Unterschied zwischen der Interventions- und der Kontrollgruppe auf. Die vorliegende Studie konnte zudem keinen signifikanten Unterschied bzgl. des Auftretens eines Deliriums zwischen der Interventions- und Kontrollgruppe aufzeigen und erlaubt somit keine Aussage zur Auswirkung auf postoperative Komplikationen. Zudem konnte kein signifikanter Unterschied bzgl. der Häufigkeit der Mortalität zwischen der Interventions- und der Kontrollgruppe dargestellt werden.

ID: 135