Pflegerische Prävention und Rehabilitation
Ein Angebot des ZQP
Förderung der sozialen Teilhabe
Die Untersuchung verdeutlicht positive Effekte durch eine psychosoziale Gruppen-Rehabilitation. Aufgrund der geringen Studienlage und der methodisch niedrigen Studiengüte sind weiterführende Forschungsvorhaben erforderlich.
Zitation
Routasalo P. E., Tilvis R. S., Kautiainen H., & Pitkala K. H. (2009): Effects of psychosocial group rehabilitation on social functioning, loneliness and well-being of lonely, older people: randomized controlled trial
Studiendesign/-art
RCT
Rolle und Aufgabe der Pflegenden
- Assessment-Interviews, um Personen für den Studieneinschluss zu identifizieren
- weitere Assessment-Interviews nach drei und sechs Monaten
- Interventions-Gruppenleiter (Gruppendynamiken wahrnehmen und nutzen, Fördern von Freundschaften, Empowerment der Teilnehmer/-innen, Moderation der Gruppen)
Intervention
Gruppenrehabilitation zur Reduktion von Einsamkeit und Verbesserung der sozialen Teilhabe und des Wohlbefindens (Organisierte zielorientierte Gruppentreffen mit 7-8 Teilnehmer/-innen; Sitzungen enthielten Frühstück, Mittag, Kaffee und Gruppenaktivitäten sowie den Transport hin und zurück, alles kostenfrei für die Teilnehmer/-innen)
Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer
Studienzeitraum 2003 bis 2006
3-monatiges psychosoziales Rehabilitationsprogramm
Population
Ältere einsame Menschen über 74 Jahre
Setting
Sechs Kommunen in Finnland
Anzahl der Studienteilnehmer
235 (117 = Interventionsgruppe; 118 = Kontrollgruppe)
Ergebnisdarstellung
Eine psychosoziale Gruppenrehabilitation kann sich positiv auf die soziale Teilhabe und das Wohlbefinden auswirken.
Outcomes
Teilnehmer/-innen haben ein Jahr später signifikant häufiger neue Freunde (45% vs. 32%, Chi²-Test, P =0,048) gefunden. 40% nahmen auch nach einem Jahr weiterhin an Gruppentreffen teil und 72% trafen auch nach der Intervention andere Mitglieder ihrer Gruppe.
Nach drei und sechs Monaten bestand noch kein Unterschied zwischen der Interventions- und Kontrollgruppe bzgl. der UCLA (Einsamkeitsskala) und bzgl. der Motivation weiterhin an den Gruppentreffen teilzunehmen.
Signifikanter Anstieg des Wohlbefindens in der Interventionsgruppe [+0,011, 95% CI:+0,04 bis +0,13] im Vergleich zur Kontrollgruppe (+0,01, 95% CI: -0,05 bis +0,07, P =0,045).
Das Gefühls gebraucht zu werden trat statistisch signifikant häufiger in der Interventionsgruppe auf (66%) als in der Kontrollgruppe (49%, P =0,019).
Anmerkungen
Einsamkeit ist ein schwierig zu messendes Konstrukt. Die wahrheitsgemäße Angabe von Einsamkeit könnte bei Proband/-innen Scham auslösen.
Die Intervention wurde unter Idealbedingungen durchgeführt. Die Rekrutierung dieser spezifischen Poulation erwies sich als schwierig.
BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"
Methode der Randomisierung
Low
Computergenerierte Randomisierung
Verborgene Zuweisung
Low
Zuweisung zur Interventionsgruppe ist für Patient/-innen und Forscher/-innen nicht vorhersehbar.
Fehlende Verblindung
Unclear
Unzureichende Informationen
Unvollständiges Erfassen von Patienten und Endpunkt-Ergebnissen
Unclear
Unzureichende Informationen
Bias durch selektives Berichten von Endpunkten
High
Nicht alle Outcomes dargestellt
Weitere Limitationen
Unclear
Unzureichende Informationen
Zusammenfassung
Routasalo et al. (2009) fokussierten in ihrer Untersuchung die Verbesserung der sozialen Teilhabe und des Wohlbefindens von älteren Menschen oberhalb des 74. Lebensjahres, aus sechs Kommunen Finnlands, um der Entstehung von Einsamkeit und der damit verbundenen Auswirkungen auf das vegetative Nervensystem vorzubeugen. Zu Studienbeginn konnten 235 Personen, 117 in der Interventionsgruppe und 118 in der Kontrollgruppe integriert werden. Auf Basis einer von einer Pflegekraft moderierten psychosozialen rehabilitativen, drei Monate andauernden Gruppenintervention, konnte das Wohlbefinden signifikant in der Interventionsgruppe gesteigert werden. Die Autoren schlussfolgern, dass mit Hilfe einer gut durchdachten und professionell geleiteten psychosozialen Gruppenintervention einsame ältere Menschen gestärkt und sozial aktiviert werden können. Bei Beachten verschiedener Schlüsselelemente (z. B. Nutzung von Gruppendynamischen Prozessen, zielorientiertem Arbeiten, Empowerment und Motivation) kann diese Intervention, Routasalo et al. zu Folge, in unterschiedlichen Settings erfolgreich integriert werden. Da die Intervention unter Idealbedingungen durchgeführt wurde, könnte sich die Rekrutierung dieser spezifischen Population ggf. als schwierig erweisen. Die Übertragbarkeit der somit erzielten Ergebnisse ist daher zu prüfen.
ID: 146